Die berühmte und gerühmte Route 'Caminando' an den Wendenstöcken war schon immer ein Wunschziel von mir; nur war das Hauptproblem, einen geeigneten Partner für diese doch recht anspruchsvolle Route zu finden. Als Markus bei meinem Vorschlag Wenden und Caminando zustimmte, hat mich das natürlich sehr gefreut.
Am Samstagmorgen fuhren wir um 7 Uhr von zu Hause los um an diesem Tag noch eine Route am Vorbau des Reissend Nollen zum Angewöhnen zu klettern.
Rechter Teil der Wendenstöcke, rechts der Reissend Nollen mit dem Vorbau. |
Ins Biwak sind wir dann mit schweren Rucksäcken gemütlich hochgewandert. Links an den grossen Schneefeldern vorbei, der Bach war nicht ganz einfach zu queren wegen dem vielen Wasser. Das Biwak ist in einem ziemlich ordentlichen Zustand, aber eine Blache vorne als Regenschutz fehlt. Im Gegensatz zum Excalibur-Biwak ist dieses Biwak nicht so ausgesetzt.
Biwak ganz unten am Vorbau |
Wir haben auch die Zyland in Erwägung gezogen, wählten dann aber doch die Rockmantic, da diese etwas einfacher ist.
Rockmantic [No Festa]
Nachtrag 26.7.2014: Es handelt sich ziemlich sicher um die Pitelka-Route 'No Festa' und nicht um die Rockmantic. Den originalen Bericht belasse ich und ergänze ihn mit [No Festa]-Anmerkungen. Besten Dank für diesen Input an MarcelUm ca. 14:15 sind wir dann in die Rockmantic [No Festa] eingestiegen.
SL1 6b [No Festa 6a] Schön, Steilplatte, eher soft bewertet.
SL2 ca. 6b+ [No Festa 6c] (Topo original: 6c+) Schön. Wir klettern direkt die Variante hoch und nicht gemäss Topo den Bogen ca. 8 m auf dem Band nach rechts obwohl es dort einen Bolt hat. Uns schien die Seilreibung wäre so viel zu gross (deshalb wurde wohl die direkte Variante gebohrt).
Wir sind oben dann an den Stand ca. 8 m rechts der Variante geklettert, aber nach dem Studium des weiteren Verlaufs wieder nach links in die mutmassliche Variante gewechselt.
Reissend Nollen Vorbau, Rockmantic SL2, 6b+ Markus in der direkten Variante rechts hoch. |
SL4, 6c [No Festa 6b], Nicht so schön, teilweise etwas staubiger Fels, man muss gut schauen, dass man nicht rutscht.
Rockmantic, SL4 6c, untypisch für die Wenden: zwar kompakt aber staubiger Fels. |
Rockmantic, SL5 6c, sehr schöne und lange Seillänge, leicht überhängend an meist grossen Griffen und technisch interessant. |
Rockmantic, SL5 6c, Markus fighted in der Schluss-Crux. Von unten sieht man nicht ob und wo es gute Griffe hat. |
SL6, ca. 7a [No Festa 6c] (Topo original: 7a+) kurze SL 12-15 m mit griffarmem Aufschwung, nur 2 Bolt auf ein breites Band (gemäss Topo hätte diese SL 6 Bolts!).
Rockmantic, SL6 ca. 7a, bereits nach der schweren Passage, oben dann einfacher und der Stand kommt auf dem Band schon bald. |
Wir seilen aber über die Route ab da es schon spät ist.
Facts:
Wenden - Reissend Nollen - Rockmantic 7b+ (6c obl.) - 18 SL 500 m - Yves & Claudes Remy 1992 - (Schweiz Extrem West: ***, xxx/xx)
Meine Bewertung für die ersten 6 SL ist sehr durchzogen: 3 SL **, 2 SL ***, 1 SL ****, alle 6 SL xxx
Material: 12 Exen, Camalots 0.5-1, Klemmkeile 6-8.
Topo: Extrem West; Achtung: das Topo ist zumindest unvollständig; in diesem Teil hat es zusätzliche Varianten/Routen!
[No Festa (Nachtrag): wir sind nicht in der Rockmantic sondern in der 'No Festa' geklettert! Im Schweiz Extrem West ist diese Route leider nicht enthalten. Im Internet findet man nicht viel zu der Route, aber auf Wendenstory_die_alpen_09_2010 ist die Route gleich links neben der Rockmantic als eigenständige Route aufgeführt. Als Erschliesser ist Pitelka (ohne Jahresangabe) aufgeführt. Offizielle Schwierigkeitsangaben scheint es auch nicht zu geben; die oben angegebenen Bewertungen stammen von einem groben Foto-Topo, welches mir Marcel gegeben hat (nicht sein Topo). Unklar ist, wo denn der Einstieg zur Rockmantic ist (wir und später Marcel haben rechts keine Bolts gesehen]
Fazit:
Die ersten 6 SL der Rockmantic [No Festa] (welche wir geklettert sind) lohnen sich für Wendenverhältnisse nicht wirklich; die Felsqualität ist in einigen Seillängen staubig. Einige SL sind aber auch schön bis sehr schön.
Das Topo stimmt oben gar nicht; die Variante fehlt ganz (obwohl diese wohl schon älter ist) und es ist auch nicht wirklich klar, wo die Hauptroute durchgeht. [No Festa: das erklärt einiges]
Der obere Teil soll gemäss ExtremWest bester Fels sein, jedoch bzgl. Absicherung nur noch xx.
Dann sind wir zum Biwak zurückgewandert, dort sind noch 2 Belgier gekommen und rüsten sich bereits zum Schlafen. Wir verpflegen uns gemütlich und Markus erzählt von seinen früheren Wendenerlebnissen. Nach 10 Uhr legen wir uns dann auch in die Schlafsäcke.
Caminando
Wir stehen um 6:30 auf und nehmen es (zu) gemütlich mit essen und vorbereiten.Die Belgier sind 1 Stunde früher aufgestanden. Noch 2 Seilschaften kommen von unten hoch und sind vor uns.
Wir wandern dem Vorbau entlang und steigen (teilweise klettern) über die exponierten Zustiegsplatten zu den Einstiegen (Vorsicht, vor allem auch beim Abstieg).
Die eindrückliche Arena des Reissend Nollen, im rechten Teil die Routen Caminando und Milenium, im linken Teil Batman und weitere. |
Am Einstieg steht rot der Routenname 'Dingo', welche Anfangs zusammen mit Caminando verläuft; erst ca. 10 m weiter oben steht in den Fels gemeisselt 'Caminando'.
Alle 3 Seilschaften vor uns gehen in die Caminando (in den anderen 9 Routen am Reisend Nollen klettert niemand an diesem Tage). Wir warten und diskutieren ob wir nicht doch in die Millenium oder eine andere Route sollen.
Da die anderen Seilschaften recht gut vorankommen, bleiben wir doch bei der Caminando.Reissend Nollen, vom Einstieg der Caminando in welcher bereits 3 Seilschaften am klettern sind. |
SL1, 5a, Einfache SL mit 1 Bolt, man kann aber noch zusätzlich etwas absichern.
SL2, 6a, Nun wird es schon anspruchsvoller, die Wasserrillen werden immer kleiner.
Caminando, SL2 6a, Markus in den Wasserrillenplaten |
SL4, 6b. Schwere Plattenstellen (eher 6b+). Am Schluss beim Ausstieg in die Nische sollte man Anfangs möglichst vermeiden ins (nasse) Gras zu stehen (Rutschgefahr); besser an den Pfeiler links spreizen.
Caminando, SL4 6b, anspruchsvolle Plattenkletterei |
Caminando, Blick vom Stand SL4 in die SL6 mit dem Quergang und der Nische (links des roten Kletterers, welcher kurz darauf einen grösseren Pendelsturz hinlegte) sowie der Crux-SL7 mit der Klagemauer. |
Caminando, SL5 6c, Markus im oberen Teil (ca. 6b) |
Blick Richtung Fünffingerstöcke vom Stand der SL6; teilweise zog der Wendennebel wieder etwas ab, aber dann blieb er dauerhaft hängen. |
Caminando, SL6 6b+, Markus nach der Querung und Nische bereits in der super schönen Platte. Links unten die Wendenalp |
Caminando, SL6 6b+, Im alten 'Schweiz Extrem' von 1994 hat es auf S.153 ein sehr schönes ähnliches Foto von dieser Wandstelle. Das hat mich schon immer angemacht... |
Caminando, SL6 6b+, weil es so fotogen ist noch ein Foto; Markus bei der abschliessenden Rechtsquerung an Schlitzen zum Stand. |
Wegen dem Wendennebel und dem Warten hatten wir kalt. Gleich am Anfang eine harte Boulder-Stelle, welche Markus nach dem Auschecken noch sauber ziehen konnte aber dann muss er doch in die Exe hängen und mit den kalten Fingern ist es ein Kämpfen von Bolt zu Bolt. Ich habe dann auch viele Hänger und nach ein paar Meter habe ich sogar ca. 3 Meter geprusikt da die Finger einfach zu kalt/gefühllos für die teilweise doch feinen Griffe waren.
Schade um die wunderschöne Wand, welche sicher auch bei wärmerem Wetter noch sehr anspruchsvoll ist (kein Kletterer der 4 Seilschaften hat diese Länge heute gepunktet).
Caminando, SL7 7a+, die Klagemauer ist super schön aber wegen der kalten Finger und der Schwierigkeiten hatten wir einige Hänger und war nicht wirklich zum geniessen. |
Gegen Schluss der Platte, schon beinahe auf Standhöhe, hat es noch einen Bolt. 3-4 m vor diesem Bolt habe ich noch einen Klemmkeil gelegt (sonst habe ich keine Möglichkeit in der Platte gesehen). Dann noch eine 6a-Querung mit viel Seilzug nach links zum Stand. Ich fand das im Vorstieg eine ziemlich Expo SL.
Caminando, Blick in die SL8, 6a welche wir noch geklettert sind. Man erkennt den Bolt und Schlinge, bei der man recht quert. |
Leider konnten wir nur etwa die Hälfte der Route in 7 Stunden klettern. Für die ganze Route hätten wir 1 Stunde früher aufstehen, schneller richten, als erste starten und natürlich auch schneller klettern müssen.
Das Warten auf die vor uns kletternden Seilschaften hat wohl schon etwa 1-2 h gekostet; vor der Klagemauer gibt es einfach einen Stau.
Aber man muss wohl schon mit 10-12 Stunden für die ganze Route rechnen.
Und dann folgt noch ein langer Abstieg mit Abseilen und dem Rückweg auf kleinen Pfaden hinunter zur Wendenalp.
Caminando, Markus verschwindet im Wendennebel. Abseilen über die etwas überhängende Klagemauer, bei der man am besten ein paar Exen einhängt um an den nächsten Stand zu kommen. |
Anschliessend sind wir noch weiter abgeseilt am Vorbau über die Route Spasspartout,
um den nicht ganz einfachen und gefährlichen Abstieg im Nebel über die Platten zu vermeiden.
Hierfür steigt man am Dingo-Einstieg auf dem Band nach links ab (ca. 100 m im Sinne des Abstiegs) bis man an den Abseilstand mit Reepschnurschlinge der Spasspartout kommt.
Nun noch 3 x 50m abseilen (wir haben wegen dem Nebel 5-6 x abgeseilt, da wir nicht sicher waren ob es reicht). Oben beim Abseilen zuerst ziemlich rechts halten, der gute Kettenstand ist versteckt (siehe Bild; vor 2 Jahren hatten wir den nicht gefunden und mussten improvisieren).
Der Stand nach dem 1.Abseilen über die Route Spasspartout am Vorbau, welcher gar nicht so einfach zu finden ist wenn man es nicht kennt. |
Facts:
Wenden - Reissend Nollen - Caminando 17 SL 500 m, 7a+ (6c obl.) - Ruth Baldinger, Kaspar Ochsner 1989 - *****, xxx, meine Bewertung für die ersten 8 SL: ****(*), xxx
Material: 12 Exen, Camalots 0.5-1, Klemmkeile 4-8.
Topo: Extrem West
Fazit (für 8 SL):
Die Caminando bietet sehr schöne und abwechslungsreiche Kletterei, wobei bis zum Biwakband Plattenkletterei überwiegt. Sie ist bis dort aber nicht ganz so kompakt und anhaltend wie die Nachbarroute Millenium, welche mir persönlich noch etwas besser gefallen hat (Markus gefällt die Caminando ebensogut/besser).
In den schweren Längen gut abgesichert, im Bereich bis 6a/6b teilweise weite Abstände und es ist auch etwas Eigeninitiative mit mobilen Sicherungsmitteln gefordert.
Teilweise sahen wir Sturzorgien von 2 der 3 vor uns kletternden Seilschaften. Um dies zu verhindern sollte man schon 6b, besser 6c problemlos klettern... Man muss sich auch bewusst sein, dass im Nebel kein Heli helfen könnte.
Salü Hans
AntwortenLöschenJa das ist Pech, wenn weiter oben langsame Seilschaften blockieren. Hier lohnt es sich früh einzusteigen - auch deshalb weil der Tag lang zu werden verspricht. Für durchschnittliche Teams ist ein Kletterzeit von ca. 9 h wohl vernünftig, um ans Top zu gelangen. Für die "Caminando" wie auch "Millenium" war das in etwa unsere Zeit.
Denke, dass man mit den Temperaturen auch Glück haben muss. Schon etwas später in der Saison hatten wir es; am 9. Okt. um ca. 7:45 losgeklettert/16:15 am Ausstieg/18:30 Abseilstelle "Spasspartout" (oben), dann dämmerte es schon. Der Abstieg zurück erfolgte dank Navi im Dunkeln ganz gut.
cheers und weiter gute Touren!