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Sonntag, 28. Oktober 2012

Moor-Moorphium 7b/6c

Klettern am Moor im Alpstein
Tour Datum: Donnerstag 25.10.2012

Das letzte Mal war ich vor ca. 15 Jahren am Moor als ich den damals unsanierten KCG-Weg kletterte, welcher mich aber bzgl. der Absicherung (alte, rostige Schlaghaken) gar nicht überzeugte. In der Zwischenzeit wurden jedoch einige Routen am Moor saniert und es hat neue - meist sehr anspruchsvolle - Routen gegeben (bis zu 8a+). Die Route Moorphium hatte ich schon länger auf dem Radar.
Zustieg zum Moor von der linken Seite, teilweise etwas ausgesetzt (T4)
So freute ich mich sehr, kursfrisitig mit Ruedi, dem Erschliesser der Moor-Route 'Teddy und Thomas', und sehr guten "Moor-Kenner" einen geeigneten Partner für diese Route zu finden.
Wir trafen uns dann um 7:20 in Wildhaus. Den Zustieg hatten wir in knapp 2 Stunden bewältigt und sind um 9:40 in die Route eingestiegen mit dem Ziel am Ende über diese wieder abzuseilen.
Ganz rechts im Bild startet die Route Moorphium und zieht links hoch
SL 1, 6c, 35 m: Entgegen meinen Erwartungen fängt die erste Seillänge einfach an und auch die Crux vor dem kleinen Überhang (der Überhang dann relativ grossgriffig) fand ich eher soft bewertet. Die Wand sieht vom Einstieg her gar nicht so steil aus; aber da täuscht man sich...
Ruedi in SL 1 nach der Plattencrux im kleinen Überhang
SL 2, 6c+, 25 m: Frohen Mutes steig ich in die 2.SL ein, muss aber schon nach einigen Meter beim ersten Überhang kapitulieren da ich direkt über den Haken leicht rechts hochsteige und dort nicht weiter komme. Schliesslich finde ich die Lösung; am besten gehts links rüber an den guten Griff in der Platte oben; das ist aber auch nicht so einfach, da zuerst an kleinen Griffen unterhalb des etwas brüchigen Überhanges gequert werden muss. Aber auch anschliessend ist die Kletterei steil und technisch anspruchsvoll sodass ich nochmals 1-2 Hänger habe. Kleine Friends können/sollten gelegt werden. Diese SL fand ich nicht nur ein "+" schwerer als SL 1.
Ruedi folgt in SL 2 und befindet sich in der 1.Crux

In der SL 2 kurz vor dem Stand; abwechslungsreiche Kletterei in super Fels
SL 3, 6c+, 40 m: Es geht weiter wie in SL 2: Anspruchsvoll, steil und anhaltend mit teilweise weiten Bolt-Abständen. Ich jedenfalls kam ziemlich an den Anschlag und musste schwer atmend 2 mal längere Erholungs-Hänger einlegen aber immerhin konnte ich alles frei klettern. Die Runouts können manchmal mit kleinen Friends entschärft werden, sofern man den Power noch hat diese zu setzten. Um diese SL OnSight zu klettern braucht es schon ziemlich Ausdauer und eine gute Übersicht. Stürzen ist wohl aufgrund der Steilheit eine Option aber 3-5 m über dem letzten Bolt wohl kaum angenehm.
Ruedi sichert den Autor in SL 3, welcher bei einem "Erholungs-Hänger" ein Foto vom bisherigen Verlauf macht. Auch hier super, teilweise scharfer Fels 
Nachdem wir 3 Stunden für die ersten 3 SL hatten war ich mir nicht mehr sicher, ob wir heute noch ganz durchkommen, doch Ruedi, der die Route schon kannte, ist optimistisch.

SL 4, 7b oder 6b/A0 , ca. 30 m: Anfangs gehts einfach rechts hoch zu den grossen Schuppen wo noch vor dem 1.Bolt ein Friend gesetzt werden kann. Beim 2.Bolt dann die 7b rsp. 6b/A0-Stelle, welche recht gut mit Hilfe eines Bolts überwunden werden kann. Die 7b-Stelle habe ich (wie wohl viele andere) gar nicht ernsthaft versucht zu klettern; sie ist aber relativ kurz (2-3 m) an einer sehr feingriffigen Platte (sieht etwas splitterig aus). Wenn ich gewusst hätte, dass die meisten Hauptschwierigkeiten vorbei sind, hätte ich die Stelle schon noch etwas ausgecheckt (aber wohl erfolglos...).
Ruedi in SL 4 nachdem er eben die 7b-Stelle mit A0 überwunden hat
Der Autor im Nachstieg im oberen Teil in SL 4 , wo es nicht mehr schwerer als 6b ist.
SL 5, 6c , 35 m: Das Gelände ist nicht mehr so steil und eher etwas plattig; mit etwas Geduld und Übersicht ist diese SL gut OS kletterbar. Ich empfand sie eher als soft für den Grad.
Ruedi folgt in der gutmütigen aber ebenfalls schönen SL 5 (6c)
SL 6, 6b , 50 m: Anfangs über längere Passagen grasig/einfaches Gehgelände hat es dann doch noch einige Felsaufschwünge welche zwar Bolts haben, ein Sturz aber wohl auf einem Bödeli enden kann. Vor allem der 6b-Quergang am Schluss sollte sicher geklettert werden, da man infolge der Seildehnung auf unschönes Gelände stürzen würde. Ruedi meistert die Stellen aber sicher, als Nachsteiger kann man hier diesbezüglich entspannt klettern. Entgegen der Angabe im Topo (45 m) reicht 50 m nur knapp; ich musste mich jedenfalls am Schluss aus dem Stand lösen, was aber unproblematisch ist (50 m Doppelseil ist ok). Auf Seilzug achten (Exen im unteren Teil verlängern). Die Bewertung 6b fand ich ok.
SL 6 ist Anfangs über längere Passage einfach mit Grasabschnitten....
SL 6 hat aber gegen Ende noch eine schwere Stelle auf  Lager: Ruedi in der Linksquerung
Hans an derselben Stelle von SL 6: die Herausforderung ist hier auf das Band zu stehen, wobei die Wand oberhalb grifflos ist. Meine Lösung, welche gut funktionierte: Rechts den guten Griff krallen (Bild) und links möglichst hoch auf den Rand des Bandes stehen und hochdrücken; man ist zwar kurz ziemlich zusammengeklappt aber so muss man nicht auf den Knien das Band hochrobben. Kurz vor dem Stand wartet dann noch eine feingriffige Linksquerung-Stelle (verschiedene Lösungen entweder eher von unten oder für Grosse direkt queren).
SL 7, 6c+ , 20 m: Da die athletische Crux gleich am Anfang beim 1.Bolt ist kann man sie gut auschecken und falls man sie - wie ich - nicht auf Anhieb durchziehen kann, kann man gut nochmal zurück und einen weiteren OS-Versuch planen. Beim 3 mal hab ich dann die Stelle so geklettert: Mit links hoch an den guten Griff (nur für die Finger) ziemlich oberhalb des Bolts, möglichst hoch stehen und mit rechts in das grosse aber slopperige Loch hoch, welches man anschliessend auch weiter oben nach links belasten könnte und mit links an den breiten Griff unterhalb des Grasbüschels greifen kann. Da es nichts zum stehen mehr hat braucht dies ziemlich Power und ich umgehe dies mit einem dynamischen Schnapper mit Links an den Griff oben (was ich nur wage weil die Stelle so gut abgesichert ist). Ruedi findet eine wohl einfachere, stabilere Lösung ca. 1-1.5 m links vom Haken; ich denke aber, dass dies kaum die 'Idee' der Erstbegeher war (wobei in alpinen MSL das nicht so genau genommen wird ;-). Der Rest der Seillänge ist dann einfacher im Bereich 6b/6b+ mit guten Rastpunkten.
Die Crux (6c+) gleich Anfangs von SL7 : das Ziel ist der Griff links oben unterhalb des Grasbüschels! Die Absicherung ist hier für einmal super (Klettergartenmässig) und stürzen problemlos.
Blick vom Ausstieg der Route ins Toggenburg zu den Churfirsten; genial so an der Sonne  über dem Nebel im T-Shirt zu klettern!
Ruedi freut sich in der Schluss-SL 7 über die schönen Kletter-Moves und dass er gleich oben ist.
Am Ausstiegs-Stand hat es ein komfortables Felsplateau wo wir uns gemütlich hinsetzen, etwas essen und trinken, plaudern und die tolle Aussicht geniessen. Sogar ein Adler kommt kurz auf Besuch!
Mit knapp 5 1/2 Stunden Kletterzeit haben wir im oberen einfacheren Teil doch eine noch vernünftige Zeit erreicht. Während wir für die ersten 3 SL volle 3 h hatten, benötigten wir für die oberen 4 SL nur knapp 2 1/2 h; das sagt doch auch einiges über die Schwierigkeiten der Seillängen.
Am Ausstieg der Route kreist dann noch als Highlight ein Adler über uns! Beurteilt er uns als leichte Beute weil wir so abgekämpft aussehen? ;-) Nein, in den oberen Seillängen konnten wir uns wieder erholen. Hinten das Rheintal im Nebel.
Dann machen wir uns nach einer längeren Pause ans Abseilen. Hierbei ist es entgegen dem Topo nicht notwendig zuerst nach links zu queren, sondern man kann problemlos direkt vom Ausstieg der Moorphium nach links unten zum nächsten Abseil-Stand queren. In knapp 1 Stunde sind wir unten.
Abseilen an den Stand von SL 3; hier bekommt man einen Eindruck von der Steilheit von SL 3 welche links hochgeht.
Unten am Einstieg geniessen wir nochmals ausgiebig die Sonne und die Aussicht und haben gar keine Lust ins Tal in den Nebel zu steigen. Schliesslich machen wir uns doch auf den Weg und erreichen in knapp 1 1/2 Stunden kurz vor 19 Uhr beim Eindunkeln Wildhaus. Das war wieder einmal ein super schöner Herbst-Klettertag im Alpstein!

Facts

Alpstein, Moor, Moorphium 7b (6c obl.), 7 SL, Dominik und Lukas Dürr, Christoph Looser, 1998
Meine Bewertung gemäss Marcel: Schönheit: ****, Absicherung: xx - xxx
Material: 12 Express, Friends 1-2 wobei ca. 1 auch doppelt, Schlingen, 2 x 50m Seile
Topo: SAC Alpsteinführer (2011)
Insgesamt eine sehr schöne Route mit meist super und kompaktem Fels, welche aber wegen der fehlenden Homogenität meiner Meinung nach nicht die vollen 5 Sterne verdient. Chico Mendez am Zuestoll ist z.B. homogener. Die Route lässt sich mit Äscher-Kletterei vergleichen, wobei die Absicherung natürlich wesentlich anspruchsvoller/weiter ist. Vor allem ist 6c in den SL 2 und 3 obligatorisch und sollte nicht unterschätzt werden; in diesen Seillängen hat es auch ein paar Maillon Rapid's in den Bolts von ungeplanten Rückzügen hängen. Die Bolts sind aber sehr gut gesetzt.