Nachdem wir am 2.Tag in der Grauen Wand mit dem Eisbrecher eine eher alpine Route geklettert sind, gingen wir an das Chli Bielenhorn um eine für uns anspruchsvolle Route zu klettern.
Die Wetterprognosen waren für diesen Tag mässig gut, es war unklar, wann die Schlechtwetterfront am Nachmittag genau kommen wird und es sah auch schon am Morgen nach Schauer aus. Deshalb entschieden wir uns für ein Gebiet mit einfacher Rückzugsmöglichkeit und für eine Route aus welcher gut abgeseilt werden kann.
Wir fahren zum Siedelenbach (P.2280m Aufstieg zur Siedelenhütte) und wandern anfangs auf dem Hüttenweg, dann aber in meist weglosem Gelände (ca. T4) auf ziemlich direktem Weg zum Wandfuss des Chli Bielenhorn.
Chli Bielenhorn Südwand, am Einstieg Schneefelder aber Pickel oder Steigeisen sind nicht notwendig. |
Chli Bielenhorn Wandansicht; links im grossen Riss die Sacremotion, rechts die Psychides |
Einstieg Psychides: Blick nach Westen. Das Wetter machte einen ziemlich unsicheren Eindruck. |
Um 9:40 startet Ruedi, der Riss-Spezialist gleich in die schwerste Seillänge der Route.
Sl1 7a+, 45m Anfangs noch einfacher im Bereich 6a bis 6b folgt dann bald schon die erste knifflige Stelle. Es müssen sehr abwechslungsreich die verschiedensten Rissklettertechniken angewendet werden und es ist nicht immer so klar, was nun die beste Technik ist, wobei vielfach eine Piazztechnik erfolgreich ist.
Vor der Mitte geht Ruedi mit dem Körper in den Riss rein um einen Cam zu legen. Der Riss wechselt oben von vertikal nach diagonal-rechts hoch und wird immer kleiner. Vor der Crux-Stelle ist ein längerer athletischer Piazz notwendig welcher viel Kraft kostet. Die Crux dann ein Fingerrissklemmer mit schlechten Plattentritten.
Sobald man die senkrechte Schuppe rechts greifen kann, hat man die Hauptschwierigkeiten geschafft und es geht im oberen Teil im ca. 6b-Gelände weiter. Sicher eine harte, athletische und auch technisch nicht einfache SL, welche OS nicht einfach zu haben ist. Die Crux-Passage ist aber sehr gut mit Bolts ausgerüstet und kann problemlos mit A0 überwunden werden.
Ruedi schafft es ohne Hänger bis zur Crux; Gratulation! Ich habe keine Chance und bereits unten einen Hänger (noch unnötig). An der Fingerrissklemmer-Crux bin ich auch zuwenig schmerztolerant und nehme die Express zur Hilfe.
Psychides SL1, 7a+, unterer Teil; links hat Ruedi einen Cam in den Riss gesetzt um einen Grounder zu vermeiden, wegen der Seilreibung, nach dem Hängen des 1.Bolts, aber wieder entfernt. |
Psychides SL1, 7a+, kurz nach dem Körperriss in dem ein Cam gelegt werden kann. |
Psychides SL1, 7a+, Es ist nicht immer klar, was besser ist: oben oder unten auf der Platte stehen/piazzen? |
Psychides SL1, 7a+, Ruedi kurz vor der Crux. In diesem Teil ist das Piazzen sehr anstrengend da steil und auch nicht mehr grossgriffig. |
Psychides SL1, 7a+, Crux; mit Piazzen gehts hier nicht mehr weiter, man muss in einen Fingerrissklemmer wechseln und zum stehen in der steilen Platte hat es fast nichts. |
Psychides SL1, 7a+, nach der Crux; wenn der Riss wieder vertikal wird, hat man es fast geschafft. |
SL2 6b, Ruedi am Ende des brösmeligen Teils; sonst schöne und abwechslungsreiche Kletterei. |
Blick in die schöne Sl3, 6a |
Oben dann ein längerer Quergang nach rechts leicht nach oben, welcher aber mit einem Cam gesichert werden kann und in einem immer feiner werdenden Fingerriss endet (nur Mut; es kommen dann schon wieder bessere Griffe!).
SL4 6c, Crux; aus dieser Perspektive erkennt man den stumpfen und steilen Riss leider nicht gut. |
Sl5 5c, 15m Ein Quergang nach links oben. Anfangs grossgriffig nach links oben am Schluss eher plattig nach links.
SL5 5c, An dieser Stelle steil aber grossgriffig |
Psychides, SL6, 7a, Vor der Crux-Querung nach links. |
Unter dem Dach auf der Platte steckt ein Bolt, ich habe aber im Dach noch einen Cam gelegt, da nicht klar ist, wo (und wie schwierig) es weitergehen soll. Es geht nicht direkt das Dach hoch sondern nach links oben: ein Fingerklemmer mit Rechts und dann kommt man mit links hinten an sehr gute Griffe ran. Dann den Rissen nach gerade hoch.
Sl8 6a+, 35m Zuerst ein langes Riss-System mit viel piazzen wobei Camelots auch selber zu legen sind, athletisch und anspruchsvoll (eher 6b). Am Schluss sind wir dann nach links aussen (zuerst hoch und dann links) an den Stand der Sacremotion gequert (wegen der Abseilpiste).
Psychides, SL8, 6a+ Ruedi in der steilen Piazzkletterei an Rissen der letzten Seillänge. |
Wir seilen über die gute Abseilpiste der Sacremotion (links in Aufstiegsrichtung der Psychides) in etwa mehr als einer 1/2 Stunde ab.
Es gelingt uns auch noch vor dem Regen zur Passstrasse abzusteigen, inkl. einer längeren Lunchpause. Erst um ca. 17 Uhr, als wir schon in Andermatt sind, beginnt es zu regnen.
Facts:
Furka - Chli Bielenhorn - Psychides, 7a+ (6c obl.) - 8 SL 280 m - Claude und Yves Remy 1985, saniert 2012 - ****, xxx
Material: 10 Exen, Cams 0.3-2, Bandschlingen
Topo: Schweiz Extrem Ost
N.B. Psychides: Die Echten Sackträger (Psychidae) sind eine Familie der Schmetterlinge.
Fazit: Eine sehr schöne, alpine, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Route mit einem eindrücklichen Riss in der ersten Seillänge. Es muss/kann in den Passagen bis 6b viel selber gesichert werden, wenn es schwerer wird ist die Route aber sehr gut mit Bolts ausgestattet (xxxx).
Die Psychides ist gegenüber der Sacremotion steiler/athletischer und gemäss Ruedi auch schöner.
Sehr cool und herzliche Gratulation.
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