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Freitag, 9. August 2013

Furka - Chli Bielenhorn - Psychides (7a+)

Tour Datum: 26.-28.7.2013  / 3.Tag 28.7. (Sonntag)
Nachdem wir am 2.Tag in der Grauen Wand mit dem Eisbrecher eine eher alpine Route geklettert sind, gingen wir an das Chli Bielenhorn um eine für uns anspruchsvolle Route zu klettern.
Die Wetterprognosen waren für diesen Tag mässig gut, es war unklar, wann die Schlechtwetterfront am Nachmittag genau kommen wird und es sah auch schon am Morgen nach Schauer aus. Deshalb entschieden wir uns für ein Gebiet mit einfacher Rückzugsmöglichkeit und für eine Route aus welcher gut abgeseilt werden kann. 
Wir fahren zum Siedelenbach (P.2280m Aufstieg zur Siedelenhütte) und wandern anfangs auf dem Hüttenweg, dann aber in meist  weglosem Gelände (ca. T4) auf ziemlich direktem Weg zum Wandfuss des Chli Bielenhorn. 


Chli Bielenhorn Südwand, am Einstieg Schneefelder aber Pickel oder Steigeisen sind nicht notwendig.
Ich hätte aufgrund der Angaben im 'extrem ost' die Sacremotion (7a)  geklettert, aber Ruedi kannte die schon und wollte die Psychides versuchen; er hat die 1.SL damals schon versucht (sie war aber nass).
Chli Bielenhorn Wandansicht; links im grossen Riss die Sacremotion, rechts die Psychides
Am Fusse der Wand hatte es noch Schnee, aber direkt an der Wand konnte man gut in einem 1 m breiten Spalt im Fels sichern.
Einstieg Psychides: Blick nach Westen. Das Wetter machte einen ziemlich unsicheren Eindruck.
Die Route Psychides ist gross und rot mit 'Psy' angeschrieben.
Um 9:40 startet Ruedi, der Riss-Spezialist gleich in die schwerste Seillänge der Route.

Sl1 7a+, 45m Anfangs noch einfacher im Bereich 6a bis 6b folgt dann bald schon die erste knifflige Stelle. Es müssen sehr abwechslungsreich die verschiedensten Rissklettertechniken angewendet werden und es ist nicht immer so klar, was nun die beste Technik ist, wobei vielfach eine Piazztechnik erfolgreich ist.
Vor der Mitte geht Ruedi mit dem Körper in den Riss rein um einen Cam zu legen. Der Riss wechselt oben von vertikal nach diagonal-rechts hoch und wird immer kleiner. Vor der Crux-Stelle ist ein längerer athletischer Piazz notwendig welcher viel Kraft kostet. Die Crux dann ein Fingerrissklemmer mit schlechten Plattentritten.
Sobald man die senkrechte Schuppe rechts greifen kann, hat man die Hauptschwierigkeiten geschafft und es geht im oberen Teil im ca. 6b-Gelände weiter. Sicher eine harte, athletische und auch technisch nicht einfache SL, welche OS nicht einfach zu haben ist. Die Crux-Passage ist aber sehr gut mit Bolts ausgerüstet und kann problemlos mit A0 überwunden werden.
Ruedi schafft es ohne Hänger bis zur Crux; Gratulation!  Ich habe keine Chance und bereits unten einen Hänger (noch unnötig). An der Fingerrissklemmer-Crux bin ich auch zuwenig schmerztolerant und nehme die Express zur Hilfe.
Psychides SL1, 7a+, unterer Teil; links hat Ruedi einen Cam in den Riss gesetzt um einen Grounder zu vermeiden, wegen der Seilreibung, nach dem Hängen des 1.Bolts, aber wieder entfernt.
Psychides SL1, 7a+, kurz nach dem Körperriss in dem ein Cam gelegt werden kann.
Psychides SL1, 7a+,  Es ist nicht immer klar, was besser ist: oben oder unten auf der Platte stehen/piazzen?
Psychides SL1, 7a+, Ruedi kurz vor der Crux. In diesem Teil ist das Piazzen sehr anstrengend da steil und auch nicht mehr grossgriffig.
Psychides SL1, 7a+, Crux; mit Piazzen gehts hier nicht mehr weiter, man muss in einen Fingerrissklemmer wechseln und zum stehen in der steilen Platte hat es fast nichts.
Psychides SL1, 7a+, nach der Crux; wenn der Riss wieder vertikal wird, hat man es fast geschafft.
Sl2 6b, 40m Nun wechseln Platten, Schuppen und kurze Risse ab. In der Mitte der SL sind die Platten etwas brösmelig; Vorsicht ist geboten um einen längeren Sturz zu vermeiden. Ich fand es eine relativ harte 6b.
SL2 6b, Ruedi am Ende des brösmeligen Teils; sonst schöne und abwechslungsreiche Kletterei.
Sl3 6a, 35m Plaisir-SL in welcher aber einiges selber abzusichern ist.
Blick in die schöne Sl3, 6a
Sl4 6c, 30m schon kurz nach dem Start kommt die Crux mit einem stumpfen grifflosen Riss; ich sehe die Lösung nicht und mache ein A0. Auch Ruedi muss einen Hänger in Kauf nehmen, findet dann aber eine frei kletterbare Lösung: Rechts aussen zusätzlich einen anderen Riss verwenden, welcher zwar unten auch stumpf ist, aber oben dann etwas besser zum greiffen ist.
Oben dann ein längerer Quergang nach rechts leicht nach oben, welcher aber mit einem Cam gesichert werden kann und in einem immer feiner werdenden Fingerriss endet (nur Mut; es kommen dann schon wieder bessere Griffe!).
SL4 6c, Crux; aus dieser Perspektive erkennt man den stumpfen und steilen Riss leider nicht gut. 

Sl5 5c, 15m Ein Quergang nach links oben. Anfangs grossgriffig nach links oben am Schluss eher plattig nach links.
SL5 5c, An dieser Stelle steil aber grossgriffig
Sl6 7a, 45m Hier trifft man auf die einfacheren Routen, welche direkt in der Verschneidung hochführen. Achtung: nicht gerade hoch den Bolts nach, sondern leicht rechts halten und den Psychides-Bolts folgen. Anfangs gehts noch leichter links von der Verschneidung nach hoch. Die Crux dann die Querung nach links als Boulderstelle; oben muss ein stumpfer Untergriff geblockt (oder aber evtl. mit sehr kleinen Griffe in der Platte) und auf Reibung in die trittlose Platte gestanden um weit links aussen die grosse Schuppe zu erreichen. Oben dann steil und technisch anspruchsvoll und abwechslungsreich teilweise an  feinen Seitgriffen und recht anhaltend, aber auch hier super mit einigen Bolts abgesichert (ca. 6c+). Gegen Schluss dann etwa einfacher (ca. 6b) aber athletisch-grossgriffig doch noch ein rechtes Stück bis zum Stand. Eine lange und anspruchsvolle SL, welche die 7a sicher verdient.
Psychides, SL6, 7a, Vor der Crux-Querung nach links.
Psychides, SL6, 7a, Crux-Querung nach links; unter dem linken Unterbein von Ruedi sieht man den stumpfen Untergriff, links vom Fuss die Schuppe welche man erreichen muss. Die Stelle kann problemlos mit A0 überwunden werden. Anschliessend ist man aber noch lange nicht durch!
Sl7 6b, 35m Zuerst leicht rechts etwas überhängend aber gutgriffig hoch. Die Crux beim 3.Bolt. da der 2.Bolt rechts ist und der 3.Bolt links ist, lohnt es sich den 2.Bolt auszuhängen (wegen Sturz-/Saltogefahr übers Seil aber auch wegen der Seilreibung). Dann eine exponierte Linksquerung auf einer Platte oberhalb des Sichernden (welchen man aber nicht sieht); zwar mit relativen guten Griffen aber es steckt kein Bolt und man kann nichts selber legen.
Unter dem Dach auf der Platte steckt ein Bolt, ich habe aber im Dach noch einen Cam gelegt, da nicht klar ist, wo (und wie schwierig) es weitergehen soll. Es geht nicht direkt das Dach hoch sondern nach links oben: ein Fingerklemmer mit Rechts und dann kommt man mit links hinten an sehr gute Griffe ran. Dann den Rissen nach gerade hoch.

Sl8 6a+, 35m  Zuerst ein langes Riss-System mit  viel piazzen wobei Camelots auch selber zu legen sind, athletisch und anspruchsvoll (eher 6b). Am Schluss sind wir dann nach links aussen (zuerst hoch und dann links) an den Stand der Sacremotion gequert (wegen der Abseilpiste).
Psychides, SL8, 6a+ Ruedi in der steilen Piazzkletterei an Rissen der letzten Seillänge. 
Um 14:40, nach 5 Stunden schöner und abwechslungsreicher Granit-Kletterei sind wir am Ausstieg. Das war zwar kein OnSight (was wir auch nicht erwartet hatten), aber immerhin haben wir den Ausstieg gut erreicht. In den SL's mit Schwierigkeiten von 6c und darüber hatten beide Hänger, aber notfalls kann man die Bolts gut zur Hilfe nehmen; die Bewertung 6c obligatorisch schien uns ok.

Wir seilen über die gute Abseilpiste der Sacremotion (links in Aufstiegsrichtung der Psychides) in etwa mehr als einer 1/2 Stunde ab.
Es gelingt uns auch noch vor dem Regen zur Passstrasse abzusteigen, inkl. einer längeren Lunchpause. Erst um ca. 17 Uhr, als wir schon in Andermatt sind, beginnt es zu regnen.

Facts:
Furka - Chli Bielenhorn - Psychides, 7a+ (6c obl.) - 8 SL  280 m  - Claude und Yves Remy 1985, saniert 2012 - ****, xxx
Material: 10 Exen, Cams 0.3-2, Bandschlingen
Topo: Schweiz Extrem Ost
N.B. Psychides: Die Echten Sackträger (Psychidae) sind eine Familie der Schmetterlinge.

Fazit: Eine sehr schöne, alpine, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Route mit einem eindrücklichen Riss in der ersten Seillänge. Es muss/kann in den Passagen bis 6b viel selber gesichert werden, wenn es schwerer wird ist die Route aber sehr gut mit Bolts ausgestattet (xxxx). 
Die Psychides ist gegenüber der Sacremotion steiler/athletischer und gemäss Ruedi auch schöner.

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