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Mittwoch, 15. Juli 2015

Alpstein Sigelpfeiler - Bahnersatz (7b)

Tour Datum: 11.07.2015
Mit diesem Bericht möchte ich eine neue, lohnende Route am Sigelpfeiler im Alpstein vorstellen. Die Route 'Bahnersatz' ist im aktuellen Alpsteinführer als Projekt mit 3 Seillängen dokumentiert und wurde in der Zwischenzeit fertiggestellt und umfasst nun 6 Seillängen.
Ich wollte schon länger mal am "Alp Sigel" die klassiche Route 'Sigelpfeiler' und die neue 'Bahnersatz' klettern und wusste von Werner Küng, dass es zudem noch weitere neue Routen hat. Als ich das neue Topo von Werner dann bekam, war ich mir aber nicht mehr so sicher, ob die Bahnersatz überhaupt machbar ist für uns, da die 3 Seillängen, welche vorher bis 6c bewertet waren, nun mit bis zu 7a+ eincheckten und zudem noch eine 7b-Länge folgte. Werner hat mich dann aber doch überzeugt, die Route zu klettern.


Die schöne neue Alp Sigel Bahn.
Zustieg
Von den 2 Möglichkeiten, welche im Alpsteinführer beschrieben sind, wählten wir den Zustieg von Brülisau mit der Alp Sigel Bahn
Da von dieser Seite alles ziemlich flach ist, ist es gar nicht so einfach, die Abseilstelle unterhalb der Scharte zu finden. Von der Bergstation dem Alpweg folgen, bis dieser abwärts zur Alp Sigel führt, nun leicht ansteigend über die Wiese zum Bergweg Richtung Zahme Gocht-Brülisau hoch, diesem ca. 100-200 m folgen bis zu Wanderwegpfeil. Nun links weg und rechts der markanten Rippe und Rinne, teils auf Weg, immer die Säntisantenne im Blick, genau zum Gipfel wandern (ca. 40 Minuten). Beim Gipfel mit dem Gipfelkreuz ist man schon zu weit; das ist der Hauptgipfel P. 1769 m; das Ziel, der Westpfeiler ist aber P. 1743 m. Der Zugang zur Abseilstelle  ist im Topo beschrieben.
Abseilstelle 15m unterhalb des Sattels. Der Westpfeiler und Gipfel sind links davon.

Die 2.Abseillänge ist ziemlich luftig.
Der Sektor Sigelpfeiler
Unser Plan war, zuerst die Bahnersatz und nachher, wenn es wärmer wird den einfacheren Sigelpfeiler (6b) zu klettern. Das Los entschied: Dani S. 'darf' in der ersten Seillänge vorsteigen. Kurz nach 10 Uhr konnten wir im angenehmen Schatten der Westwand starten.

Bahnersatz, 6 SL, 7b (6b+ obl.)

L1, 7a+, 20m, Kaltstart schon ab dem 2.Bolt. Anhaltend schwer und pumpig in schönem kompakten Fels, man sollte sich aber an die Bolts und den Routenverlauf im Topo halten, da es neben der Route teilweise ziemlich brüchig ist. Auch aufgewärmt und RP sicher ein Ausdauerproblem. Wir hatten beide einige Hänger, konnten aber wenigstens alles frei klettern.
L1, 7a+, Dani bereits beim 3.Bolt; hier sollte man nicht in den verlockend einfacheren aber brüchigen linken Teil klettern. 
L2, 6c+, 20m,  Anfangs sind bereits schon die Crux-Passagen in feingriffigem und etwas splitterigem Fels zu bewältigen, oben dann einfacher mit meist guten Strukturen (dort noch 6a-6b).

L2 6c+, unten steil und kompakt, flacht es oben etwas ab.
L3, 7a, 20m,  Super schöne und kompakte, technische und anhaltende Steilplattenkletterei (meist ca. 6c). Die Crux gegen Ende mit Unterseitgriff rechts (sehr harter Zug), wobei es schon schwer ist, diesen zu erreichen. Ich fand das die schönste Seillänge der Route.


L3, 7a, beinahe wie an den Wenden! Aber mehr Bolts.
L3, 7a, Crux-Passage, Dani krallt den Unterseitgriff.
L4, 7b/A0 2 p.a., 20m, Sehr kompakt und strukturlos scheinen die folgenden Platten nicht kletterbar zu sein. Anfangs noch grossgriffig und einfacher mit grossem Abstand zum 2.Bolt (ist aber ok vom Sturzgelände), kommt dann die sehr feine 7b-Platte (A0 gut möglich), welche wir nicht frei klettern konnten. Wenn man genauer schaut hats doch ein paar Strukturen und der Riss rechts hoch ist oben dann auch gut. Werner hat hier eine, gemäss seinen Aussagen, "grossartige" Lösung gefunden (das Highlight). Wir haben (leider) angesichts der abschreckend glatten Platten gar nicht richtig nach einer Lösung gesucht.
Der obere Aufschwung dann mit 2 p.a. (2 Bolts darf man halten). Diese Linie folgt den kompaktesten aber auch schwersten Strukturen. Am Schluss wieder einfacher, ca. 6b.
Nachtrag: Anfangs Juli 2016 durch Daniel Benz Rp geklettert; Vorschlag: 7c+



L4, 7b/2 p.a Die Route geht links hoch durch den kompaktesten Teil des oberen Aufschwungs.
L4 im einfacheren Ausstiegsbereich
L5, 6c, 20m, Anfangs ist der Fels etwas brüchig und hierfür hat es zwischen 1. und 2.Bolt einen zu grossen Abstand, da zudem ein Grounder auf das Band möglich ist (vorsichtig klettern!). Prompt hatte Dani einen Trittausbruch (faustgrosser Stein, den er auch als Griff verwendete); zum Glück hatte er den 2.Bolt schon gehängt. Auch zum 3.Bolt ist der Abstand noch gross. Diese Abstände passen nicht so recht zu dem sonstigen Charakter der Route (sonst super abgesichert). Nach athletischen Passagen folgt oben noch eine obligatorische Steilplattenstelle im 6b/c-Bereich. 
L5, 6c, Anfangs der athletischen Passagen
L5, 6c,  und hier dieselbe Länge im oberen Teil, vor der Steilplatte.
Vor der letzten Seillänge kommt das grosse Band auf dem rechts von der Route einige weitere schöne Seillängen zu finden sind.
L6, 6c, 30m, schöne Seillänge in meist kompaktem Fels. Anfangs athletisch ca. 6b, die Crux-Passage kommt dann in der Mitte in kompakter und steiler Wandkletterei.
L6, 6c, Dani im steilen Aufschwung, welcher grossgriffig und gut zu klettern ist.
L6, 6c, im oberen Teil
Top of  'Bahnersatz'; ziemlich unspektakulär und kontrastreich. Hinten der Hohe Kasten; in dieser Richtung liegt die Bergstation der Sigelbahn.
Dank einer guten Teamarbeit sind wir die anspruchsvolle und schöne Route dann doch noch gut durchstiegen; jeder hatte jedoch so zwei Stürze zu verzeichnen.
Mit beinahe 6 h hatten wir allerdings sehr lange für die nur 6 Seillängen (mit total nur ca. 130 m!), wobei wir fast 1 h in L5 und mit einer Querband-Pause (inkl. Gipfelbuchlesen!) verloren. D.h. gut 5 h hätten wir auch gehabt, wenn alles gut gelaufen wäre, was auch noch lange ist und durch die anhaltend hohen Schwierigkeiten (für uns) zu erklären ist.
Ich konnte alle Stellen ausser der 7b-Passage frei klettern; allerdings mit insgesamt einigen Hängern bei/ab 7a. 
Es war nicht so, dass wir am Schluss total ausgepumpt waren, aber wir hätten jetzt nicht noch, wie ursprünglich gedacht, die Route Sigelpfeiler klettern wollen (abgesehen von der fehlenden Zeit).


Und hier der Blick in die andere Richtung West.
Nach einer längeren Pause und nachdem wir die schöne und für mich ungewohnte Aussicht genossen hatten wanderten wir wieder zurück zur Sigelbahn und haben grad noch eines der letzten Bähnli kurz vor 18 Uhr erwischt.
Vom Sigelpfeiler-Wandfuss Richtung Säntis und Seealpsee. Rechts oben sieht man die langgezogenen Äscher-Felsbänder. 
Facts:
Alpstein, Sigelpfeiler
Bahnersatz 
 6 SL, 7b/A0 2 p.a. (6b+ obl.), 130 m, Manuel Siegl, Sepp Ulmann, 2010 (erste 3  SL), Werner Küng, Sepp Ulmann, 2012 (obere 3 SL).
Nachtrag: Anfangs Juli 2016 durch Daniel Benz Rp geklettert; sein Vorschlag: 7c+

Material: 12 Express, 2 x 50m Seil
Schwierigkeiten: 6c sollte man schon gut klettern können damit es noch etwas Spass macht; mit/ab 7a-Niveau macht es dann erst richtig Spass.
Absicherung: 4x bis 5x (super) mit Ausnahme Anfangs 5.SL. 
Die Absicherung ist sehr durchdacht und solide angebracht, welche meist einen guten Klettergartenstandart erreicht.
Schönheit: 3*, m
eist in sehr kompaktem Fels, gibt es doch immer wieder etwas brüchige Stellen in denen sorgfältig geklettert werden muss.

Die Route eignet sich auch an einem warmen Sommertag, da erst um ca. 13-14 Uhr die Sonne die Westwand wärmt.

Topo
- Alpsteinführer 2011 (Gebietsbeschreibung und Zugang)
- Das aktuelle und sehr gute Topo von Werner Küng kann hier Sigelpfeiler pdf heruntergeladen werden.

Zu erwähnen ist noch, dass im oberen Wandbereich in den letzten Jahren weitere schöne 1-Seillängen-Routen eingerichtet wurden (siehe Topo).
Vielen Dank an die Erschliesser!


Fazit:
Die Bahnersatz bietet abwechslungsreiche, anspruchsvolle und schöne Kletterei an Aufschwüngen und Steilplatten. Eine empfehlenswerte Route mit einem alpinen und sehr schönen Ambiente im Alpstein.

1 Kommentar:

  1. Freut mich , das Euch die Route gepasst hat. Der erste nicht Innerrhödler am Bahnersatz.
    Guter Bericht und spannend zu lesen.

    "Grüäss us AI"

    Sepp Ulmann

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