Mit diesem Bericht möchte ich eine neue, lohnende Route am Sigelpfeiler im Alpstein vorstellen. Die Route 'Bahnersatz' ist im aktuellen Alpsteinführer als Projekt mit 3 Seillängen dokumentiert und wurde in der Zwischenzeit fertiggestellt und umfasst nun 6 Seillängen.
Ich wollte schon länger mal am "Alp Sigel" die klassiche Route 'Sigelpfeiler' und die neue 'Bahnersatz' klettern und wusste von Werner Küng, dass es zudem noch weitere neue Routen hat. Als ich das neue Topo von Werner dann bekam, war ich mir aber nicht mehr so sicher, ob die Bahnersatz überhaupt machbar ist für uns, da die 3 Seillängen, welche vorher bis 6c bewertet waren, nun mit bis zu 7a+ eincheckten und zudem noch eine 7b-Länge folgte. Werner hat mich dann aber doch überzeugt, die Route zu klettern.
Die schöne neue Alp Sigel Bahn. |
Von den 2 Möglichkeiten, welche im Alpsteinführer beschrieben sind, wählten wir den Zustieg von Brülisau mit der Alp Sigel Bahn. Da von dieser Seite alles ziemlich flach ist, ist es gar nicht so einfach, die Abseilstelle unterhalb der Scharte zu finden. Von der Bergstation dem Alpweg folgen, bis dieser abwärts zur Alp Sigel führt, nun leicht ansteigend über die Wiese zum Bergweg Richtung Zahme Gocht-Brülisau hoch, diesem ca. 100-200 m folgen bis zu Wanderwegpfeil. Nun links weg und rechts der markanten Rippe und Rinne, teils auf Weg, immer die Säntisantenne im Blick, genau zum Gipfel wandern (ca. 40 Minuten). Beim Gipfel mit dem Gipfelkreuz ist man schon zu weit; das ist der Hauptgipfel P. 1769 m; das Ziel, der Westpfeiler ist aber P. 1743 m. Der Zugang zur Abseilstelle ist im Topo beschrieben.
Abseilstelle 15m unterhalb des Sattels. Der Westpfeiler und Gipfel sind links davon. |
Die 2.Abseillänge ist ziemlich luftig. |
Der Sektor Sigelpfeiler |
Bahnersatz, 6 SL, 7b (6b+ obl.)
L1, 7a+, 20m, Kaltstart schon ab dem 2.Bolt. Anhaltend schwer und pumpig in schönem kompakten Fels, man sollte sich aber an die Bolts und den Routenverlauf im Topo halten, da es neben der Route teilweise ziemlich brüchig ist. Auch aufgewärmt und RP sicher ein Ausdauerproblem. Wir hatten beide einige Hänger, konnten aber wenigstens alles frei klettern.L1, 7a+, Dani bereits beim 3.Bolt; hier sollte man nicht in den verlockend einfacheren aber brüchigen linken Teil klettern. |
L2 6c+, unten steil und kompakt, flacht es oben etwas ab. |
L3, 7a, beinahe wie an den Wenden! Aber mehr Bolts. |
L3, 7a, Crux-Passage, Dani krallt den Unterseitgriff. |
Der obere Aufschwung dann mit 2 p.a. (2 Bolts darf man halten). Diese Linie folgt den kompaktesten aber auch schwersten Strukturen. Am Schluss wieder einfacher, ca. 6b.
Nachtrag: Anfangs Juli 2016 durch Daniel Benz Rp geklettert; Vorschlag: 7c+
L4, 7b/2 p.a Die Route geht links hoch durch den kompaktesten Teil des oberen Aufschwungs. |
L4 im einfacheren Ausstiegsbereich |
L5, 6c, Anfangs der athletischen Passagen |
L5, 6c, und hier dieselbe Länge im oberen Teil, vor der Steilplatte. |
Vor der letzten Seillänge kommt das grosse Band auf dem rechts von der Route einige weitere schöne Seillängen zu finden sind. |
L6, 6c, Dani im steilen Aufschwung, welcher grossgriffig und gut zu klettern ist. |
L6, 6c, im oberen Teil |
Top of 'Bahnersatz'; ziemlich unspektakulär und kontrastreich. Hinten der Hohe Kasten; in dieser Richtung liegt die Bergstation der Sigelbahn. |
Mit beinahe 6 h hatten wir allerdings sehr lange für die nur 6 Seillängen (mit total nur ca. 130 m!), wobei wir fast 1 h in L5 und mit einer Querband-Pause (inkl. Gipfelbuchlesen!) verloren. D.h. gut 5 h hätten wir auch gehabt, wenn alles gut gelaufen wäre, was auch noch lange ist und durch die anhaltend hohen Schwierigkeiten (für uns) zu erklären ist.
Ich konnte alle Stellen ausser der 7b-Passage frei klettern; allerdings mit insgesamt einigen Hängern bei/ab 7a.
Es war nicht so, dass wir am Schluss total ausgepumpt waren, aber wir hätten jetzt nicht noch, wie ursprünglich gedacht, die Route Sigelpfeiler klettern wollen (abgesehen von der fehlenden Zeit).
Und hier der Blick in die andere Richtung West. |
Vom Sigelpfeiler-Wandfuss Richtung Säntis und Seealpsee. Rechts oben sieht man die langgezogenen Äscher-Felsbänder. |
Alpstein, Sigelpfeiler
Bahnersatz 6 SL, 7b/A0 2 p.a. (6b+ obl.), 130 m, Manuel Siegl, Sepp Ulmann, 2010 (erste 3 SL), Werner Küng, Sepp Ulmann, 2012 (obere 3 SL).
Nachtrag: Anfangs Juli 2016 durch Daniel Benz Rp geklettert; sein Vorschlag: 7c+
Material: 12 Express, 2 x 50m Seil
Schwierigkeiten: 6c sollte man schon gut klettern können damit es noch etwas Spass macht; mit/ab 7a-Niveau macht es dann erst richtig Spass.
Absicherung: 4x bis 5x (super) mit Ausnahme Anfangs 5.SL.
Die Absicherung ist sehr durchdacht und solide angebracht, welche meist einen guten Klettergartenstandart erreicht.
Schönheit: 3*, meist in sehr kompaktem Fels, gibt es doch immer wieder etwas brüchige Stellen in denen sorgfältig geklettert werden muss.
Die Route eignet sich auch an einem warmen Sommertag, da erst um ca. 13-14 Uhr die Sonne die Westwand wärmt.
Topo:
- Alpsteinführer 2011 (Gebietsbeschreibung und Zugang)
- Das aktuelle und sehr gute Topo von Werner Küng kann hier Sigelpfeiler pdf heruntergeladen werden.
Zu erwähnen ist noch, dass im oberen Wandbereich in den letzten Jahren weitere schöne 1-Seillängen-Routen eingerichtet wurden (siehe Topo).
Vielen Dank an die Erschliesser!
Fazit:
Die Bahnersatz bietet abwechslungsreiche, anspruchsvolle und schöne Kletterei an Aufschwüngen und Steilplatten. Eine empfehlenswerte Route mit einem alpinen und sehr schönen Ambiente im Alpstein.
Freut mich , das Euch die Route gepasst hat. Der erste nicht Innerrhödler am Bahnersatz.
AntwortenLöschenGuter Bericht und spannend zu lesen.
"Grüäss us AI"
Sepp Ulmann