Die berühmte Route 'Conquest' an der Grauen Wand wollten wir schon länger mal klettern und seit der Standplatzsanierung im 2013 gab es keinen Grund mehr der dagegen sprach. Zufällig haben wir an diesem Tage die bekannten Erschliesser Claude und Yves Remy dort angetroffen, welche die Route noch zusätzlich nachrüsteten.
An diesem heissen Sommertag mit Taltemperaturen von über 30 Grad C bot sich entweder eine Nordwand an, oder eine Route in einem hoch gelegen Gebiet. Die ca. 3000 m hoch gelegene Graue Wand schien uns eine gute Wahl zu sein, was sich bestätigen sollte.
Mit dem PW sind wir Richtung Furkapass und zum Parkplatz Tätsch (P.2272, Taxe 7 CHF) hochgefahren, von wo wir in etwas mehr als 1 Stunde zum Einstieg hochwanderten. Dieser ist im Gegensatz zum Niedermann-Sektor der Grauen Wand problemlos zu erreichen (ohne Steigeisen).
Graue Wand links der Bildmitte, die Route Conquest befindet sich im linken Teil der Wand, welche auch braun ist. |
Eine Seilschaft ist rechts oberhalb von Ruedi bereits in der 1.Seillänge der Conquest.... |
Als wir dort waren bestätigte sich dies; die Remy-Brüder, zusammen mit einem weiteren Kletterer, rüsten die Route nach und machen zudem noch Fotos für ein neues Buch.
Yves Remy beim Bohren in der 1.Seillänge vor dem Körperriss. |
Wir haben in Erwägung gezogen nun leider eine andere Route zu klettern (z.B. die 'Heisse Linie'), aber Claude meinte, es sei kein Problem wenn wir folgten. Wir mussten dann halt noch etwas warten; Claude hatte mit seinem schweren Rucksack mit dem Einrichtungsmaterial natürlich etwas länger in der athletischen ersten Seillänge.
Kurz vor 9 Uhr sind wir dann in die Conquest eingestiegen.
L1, 6a+, 50m, Unten ein schöner Piazriss. Die Crux-Stellen sind gleich nach dem Körperriss sowie oben athletisch/technisch kurz vor dem Ausstieg. Ich bin ohne den Körperriss etwas rechts in der feinen Platte geklettert, was zwar etwas schwerer ist (max. 6c), dafür war's aber kein Knorz (mit dem neuen Bolt muss man wohl nicht mehr im Riss hinten selber legen).
Yves hat 2 neue Bolts gesetzt (Anfangs und vor dem Körperriss). Ausserdem haben sie den Stand nach L1 um etwa 5 m nach unten rechts versetzt, sodass die Linie begradigt wird und ein 50 m-Seil problemlos reicht.
L1, 6a+, in der oberen Crux Remy's Helfer in einer interessanten Klettersposition, dann folgt Claude mit dem schwerem Rucksack im Piazriss und hart auf den Fersen folgt Ruedi. |
L2, 5a+, schöne Plaisirkletterei; die Sicherungspunkte entsprechend weit auseinander. |
L2, 5a+, Ruedi im oberen, schöneren Teil. |
L3, 5a, nochmals eine schöne Plaisir-Seillänge. Der "Super Fissure" ist rechts des Kletters noch in weiter Ferne. |
L4, 5b, auch diese Seillänge hat kaum Bolts und kann gut selber abgesichert werden. |
Ich empfand diese Länge nicht schwerer als die L1 (d.h. L1 fand ich hart und L5 soft bewertet).
Beim Abseilen haben die Remys noch einen zusätzlichen Bolt ca. 2-3 m vom Stand weg gesetzt.
L5, 6c, oben klettert Claude, Ruedi folgt in dieser genussreichen und schönen Seillänge. |
L5, 6c, im oberen Teil im sehr schönen Piazriss. Danach folgt gleich die Crux-Stelle, welche darin besteht via kleinere Griffe den grossen Ausstiegsgriff zu erreichen. |
Blick in den Niedermann-Sektor der Grauen Wand mit Seilschaften in der klassischen Niedermann-Route. Links davon die Route 'Eisbrecher', welche wir vor 2 Jahren kletterten. |
Der "Super Fissure". Claude und Kollege am Stand von L7, während Yves die Plaisirvariante rechts weg klettert. Die direkte 7a-Route geht gerade hoch. |
L6, 6a+, Ruedi im schönen Piazriss (unterer Teil des "Super Fissure"), welcher meist selber abgesichert werden muss. |
Für uns ging's aber gleich sehr schwer und anstrengend den "Super Fissure" weiter hoch. Ruedi klettert anfangs in Hand-Klemmtechnik und setzt gleich einen Cam (empfehlenswert); mir war das zu schmerzhaft und ich habe in (anstrengender) Piaztechnik diesen Teil geklettert. Vor dem grossen, gutgriffigen Block ist noch eine schwere Stelle zu meistern, bevor man sich etwas erholen kann.
Der Riss spaltet sich nun in 2 Risssysteme auf, welche im oberen Teil bei den letzten Bolts nochmals sehr schwer zu klettern ist, da keine guten Tritte mehr vorhanden sind (Wechsel vom Spreizen im Doppelriss zu Piazklettern). Es hat im Vergleich zum Rest der Route viele Bolts in dieser Seillänge (4x).
Ich fand die Seillänge sehr anstrengend und hart. Wir beide mussten unsere Onsight-Ambitionen leider aufgeben; Ruedi allerdings nur sehr knapp erst in der obersten Crux-Stelle.
L7, 7a, Ruedi hat den anstrengenden Riss bereits überwunden und kann sich etwas ausruhen. (Sorry für die schlechte Handy-Bildqualität, der Akku meiner Kamera war leer) |
L7, 7a, diesmal Hans im oberen Crux-Teil Es sieht eigentlich gar nicht so schwer aus. aber dort ist es nochmals pickelhart und es benötigt einiges an Technik und Kraftausdauer um zu punkten. |
Diese Risse sind gar nicht so einfach und eher unangenehm zu klettern und es ist nicht auf Anhieb klar, ob jetzt spreizen oder Piaz-/Klemmtechnik-Klettern oder gar Plattenkletterei am Besten ist (es gibt wohl auch verschiedene Lösungen).
Die Remys haben im mittleren Teil noch 1 Bolt nachgebohrt beim Abseilen.
Es bleiben aber immer noch einige Stellen, wo man einige Meter über der letzten Sicherung klettert und nicht stürzen sollte.
L8, 6a+, in dieser Seillänge ist nochmals volle Konzentration angebracht. Man erkennt gut wie zuerst rechts, dann links, dann wieder rechts und am Schluss wieder links im Riss geklettert wird. |
Die Standschlingen einiger Stände sind nur aus Bandschlingen (nicht mal Reepschnüre), welche dann schon bald wieder ersetzt werden müssen.
Kurz vor 15 Uhr erreichen beide den Ausstieg. Wir benötigten knapp 6 Stunden, wobei wir zwischendurch etwas warten mussten (max. 1/2 h).
Wir trinken und essen was Kleines und seilen dann ab. Die Remys holen wir ein, welche im Abseilen noch die Risse etwas putzen und da und dort noch einen Bolt setzen sowie den Standplatz nach der ersten Seillänge verschieben.
Am Einstieg essen wir gemütlich z'Mittag und wandern zufrieden zurück zum Parkplatz in Tätsch.
Das war wieder ein toller Tag im Furkagebiet!
Facts:
Furka, Graue Wand
Conquest 9 SL, 7a (6b obl.), 350 m, Claude und Yves Remy, 1988, Teilsanierungen/Nachrüstung 2013 + 2015
Material: 12 Express, Camalots 0.3-3, Klemmkeile, 2 x 50m Seil
Absicherung: 3x bis 4x (Crux-SL).
Nach den Sanierungen von 2013 (Standplätze) und 2015 (einige Zusatzbolts; pro SL im Schnitt ca. 2, die alten vorhandenen Bolts wurden belassen) kann die Route als solide ausgerüstet bezeichnet werden. Es sollte aber auf jeden Fall ein volles Rack für die zusätzliche Absicherung mitgenommen werden, da auch mit den neuen Zusatzbolts keine vollständige Absicherung erreicht wird. Zudem sehen die beinahe 30 Jahre alten Bolts in den Seillängen zwar von aussen recht gut aus, ob sie aber wirklich halten, kann wohl niemand sagen; getestet haben wir nur einen Bolt in der Crux-SL oben! Ob die Zusatzbolts (und auch einige bestehenden Bolts) notwendig sind, will ich nicht beurteilen; es gibt sicher Argumente für weniger und für mehr Bolts. Letztendlich haben die Erschliesser hierzu die weitgehende Entscheidungsfreiheit; in jedem Falle wird es Befürworter und Kritiker geben. Auf jeden Fall aber vielen Dank an die 2 Sanierungsteams von 2013 und 2015!
Schönheit: 4*, für die vollen 5 Sterne ist die Route m.E. zuwenig einheitlich.
Topo:
Schweiz extrem ost (2013)
Fazit:
Die Conquest bietet ausgezeichnete Granitkletterei auf Platten und Rissen. Das Highlight der Route ist der eindrückliche "Super Fissure"; die anderen Seillängen sind aber auch meist sehr schön (L5 hat mir persönlich sogar besser gefallen) und selbst die einfachen Seillängen bieten abwechslungsreiche Plaisirkletterei. Vor allem die Crux-SL ist zwar sehr fordernd, mir schien aber die Route Eisbrecher, welche wir vor 2 Jahren im Gebiet geklettert sind, doch alpiner und ernsthafter und deshalb mindestens ebenso anspruchsvoll.
Furka, Graue Wand
Conquest 9 SL, 7a (6b obl.), 350 m, Claude und Yves Remy, 1988, Teilsanierungen/Nachrüstung 2013 + 2015
Material: 12 Express, Camalots 0.3-3, Klemmkeile, 2 x 50m Seil
Absicherung: 3x bis 4x (Crux-SL).
Nach den Sanierungen von 2013 (Standplätze) und 2015 (einige Zusatzbolts; pro SL im Schnitt ca. 2, die alten vorhandenen Bolts wurden belassen) kann die Route als solide ausgerüstet bezeichnet werden. Es sollte aber auf jeden Fall ein volles Rack für die zusätzliche Absicherung mitgenommen werden, da auch mit den neuen Zusatzbolts keine vollständige Absicherung erreicht wird. Zudem sehen die beinahe 30 Jahre alten Bolts in den Seillängen zwar von aussen recht gut aus, ob sie aber wirklich halten, kann wohl niemand sagen; getestet haben wir nur einen Bolt in der Crux-SL oben! Ob die Zusatzbolts (und auch einige bestehenden Bolts) notwendig sind, will ich nicht beurteilen; es gibt sicher Argumente für weniger und für mehr Bolts. Letztendlich haben die Erschliesser hierzu die weitgehende Entscheidungsfreiheit; in jedem Falle wird es Befürworter und Kritiker geben. Auf jeden Fall aber vielen Dank an die 2 Sanierungsteams von 2013 und 2015!
Schönheit: 4*, für die vollen 5 Sterne ist die Route m.E. zuwenig einheitlich.
Topo:
Schweiz extrem ost (2013)
Fazit:
Die Conquest bietet ausgezeichnete Granitkletterei auf Platten und Rissen. Das Highlight der Route ist der eindrückliche "Super Fissure"; die anderen Seillängen sind aber auch meist sehr schön (L5 hat mir persönlich sogar besser gefallen) und selbst die einfachen Seillängen bieten abwechslungsreiche Plaisirkletterei. Vor allem die Crux-SL ist zwar sehr fordernd, mir schien aber die Route Eisbrecher, welche wir vor 2 Jahren im Gebiet geklettert sind, doch alpiner und ernsthafter und deshalb mindestens ebenso anspruchsvoll.