Der Geissstock (1613 m) liegt südlich der bekannten Grossen Mythen in Schwyz. In seiner steilen Südost-Wand verlaufen mehrere Mehrseillängen-Routen, wovon der Mauerläufer die anspruchsvollste ist. Die Wand ist optimal für eine Herbsttour gelegen; nicht zu hoch und doch meist über dem Nebelmeer.
Der schnellste Zustieg ist von der Holzegg her, wo man mit der Seilbahn aber erst ab 9 Uhr hochkommt sodass wir uns entschieden, von Mythenbad (nur mit PW erreichbar) in ca. 1 h hochzuwandern. Der Zustieg via Alp Hasli ist auf gipfelbuch.ch gut beschrieben; im SAC-Kletterführer aber fehlerhaft.
Geissstock Südostwand, die Route Mauerläufer verläuft im rechten Wandteil, links vom Pfeiler. |
Zustieg: hier quert man hinüber unter die Wand. |
L1, 5a, 20 m, Zustiegsseillänge; zuerst einfacheres Grasgelände, dann kann ein kleiner Cam (0.3) gelegt werden und auf Platten mit 2 Bolts zum Stand, welcher ca. 3 m unterhalb des Strauches ist.
Blick zurück in die L1; noch nicht grad berauschend hier... |
Im neuen SAC-Kletterführer mit 7a drin (Fehler oder bewusst?), stimmt die Bewertung 6b im vorgängigen Führer wohl eher; ich persönlich würde aber schon 6b+ geben. Zudem sind die Boltabstände relativ gross.
Ruedi in der Verschneidung von L2, 6b |
Die teilweise etwas grasige L3; ist aber noch ok. |
L4, ab hier beginnt die erste sehr schwere Passage und ab hier ist der Fels bis zum Ende der Route meist sehr schön und kompakt (ohne Gras). |
Dieselbe Seilänge 4 im oberen Teil. |
Blick vom Stand 5 Richtung Schwyz und Adlerspitz an dem auch ein Team am klettern war. |
Der Autor nach dem Quergang in L5, 7a |
Diesselbe Seillänge L5 bereits nach dem Quergang in super Fels. |
Ruedi im athletischen Anfangsteil von L6 |
Hier sollte auch der Nachsteiger vor allem Anfangs die Schwierigkeiten beherrschen um einen grösseren Pendelsturz zu vermeiden.
Der Stand war dann mit alten Bandschlingen in einem ungünstig stumpfen Winkel mit einem Maillon Rapide in der Mitte verbunden sodass ich nicht wagte, an diesem Stand zu machen.
Da die kleinen Standboltlaschen keinen Platz mehr für einen normalen Karabiner boten, hab ich zuerst mal einen kleinen Cam als Sicherung gelegt. Es gelang mir dann doch einen speziellen Karabiner in eine Boltlasche zu würgen. Diese Bandschlinge haben wir dann mit dem Messer rausgeschnitten, sodass die Bolts frei sind und man nun wieder normal Stand machen kann. Ansonsten eine sehr schöne und spannende Seillänge!
Die Abschlussrampe von L7 im oberen Teil, welche einfacher aussieht als sie ist. |
L8, 6c nach der Untergriffpassage |
Anschliessend in kompaktem Fels hoch muss weiter oben auf lose Felsbrocken geachtet werden, welche aber gut gemieden werden können. Der graue Fels ist aber bestens und sehr schön zu klettern, die Boltabstände hier wieder etwas weiter.
Die letzten 5 Meter vor dem Ausstieg sind dann jedoch etwas heikel bzgl. der Felsqualität und es empfiehlt sich, sehr vorsichtig zu klettern. Ich bin links hoch geklettert und prompt ist mir ein Tritt ausgebrochen, zum Glück ohne Sturzfolge da das Gelände hier doch einfacher ist. Vielleicht ist es beim letzten Bolt direkt gerade hoch besser.
Anyway, wenn man mal ausgestiegen ist muss man noch im Gras/Föhrengelände einige Meter weiter zu den grossen Bäumen kraxeln und an einem Baum Stand machen.
L9, 6b nach dem Quergang in schöner Kletterei; immer über dem Nebelmeer! |
Ausstieg, Nebelmeer-Impressionen. |
Die Abseilstelle liegt ca. 10 m tiefer links unten wo wir die schöne Aussicht noch etwas geniessen bevor wir über den Mauerläufer, vielfach überhängend, abseilen (Anpendeln oder Exen reinhängen). Es kann auch zu Fuss über den Schafweg abgestiegen werden, was vor allem dann empfehlenswert ist, wenn andere Kletterer in der Route sind (Steinschlaggefahr).
Erster Abseilstand des Mauerläufers auf dem Geissstock |
Beim Abseilen haben wir noch ein paar Abseilstände ausgebessert und altes Material rausgeschnitten.
Es könnte aber noch mehr nachgebessert werden; insbesondere der Sanduhrstand von L3 würde langlebigeres Material und evtl. einen Zusatzbolt vertragen.
Sanduhrstand von L3 und Abseilstelle |
Grosser Mythen, Geissstock, 1613 m.ü.M.
Mauerläufer, 9 SL, 7b+, 6b+ bis 6c obl., 270 m, T.Betschart und X.Büeler 1991, xxx und bei >6c xxxx, Durchschnitt ***; von ** (unten) bis **** (oben).
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Camalots 0.3 - 0.5
Die Bewertung fanden wir in etwa ok.
Topo:
SAC-Kletterführer Zentralschweizer Voralpen Nordost (2014)
Fazit:
Der Mauerläufer ist eine vor allem nach den ersten 3 Seillängen sehr lohnende, schöne und abwechslungsreiche Route in meist kompaktem Fels. Bis dort soll man sich nicht durch die Graspassagen und teilweise weiten Boltabstände abschrecken lassen. Die Kletterstellen über 6c sind sehr gut abgesichert aber bis 6b/c sind auch etwas weitere Boltabstände zu meistern.