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Sonntag, 15. November 2015

Geissstock - Mauerläufer (7b)

Tour Datum: 1.11.2015
Der Geissstock (1613 m) liegt südlich der bekannten Grossen Mythen in Schwyz. In seiner steilen Südost-Wand verlaufen mehrere Mehrseillängen-Routen, wovon der Mauerläufer die anspruchsvollste ist. Die Wand ist optimal für eine Herbsttour gelegen; nicht zu hoch und doch meist über dem Nebelmeer. 
Der schnellste Zustieg ist von der Holzegg her, wo man mit der Seilbahn aber erst ab 9 Uhr hochkommt sodass wir uns entschieden, von Mythenbad (nur mit PW erreichbar) in ca. 1 h hochzuwandern. Der Zustieg via Alp Hasli ist auf gipfelbuch.ch gut beschrieben; im SAC-Kletterführer aber fehlerhaft.
Geissstock Südostwand, die Route Mauerläufer verläuft im rechten Wandteil, links vom Pfeiler.
Beim Zu- und vor allem beim Abstieg (ca. T4) muss man wegen den rutschigen Laubblätter (im Herbst) sehr vorsichtig gehen da teilweise Absturzgelände ist.
Zustieg: hier quert man hinüber unter die Wand.
Auf dem Weg unten beim Baum haben wir unser Rucksackdepot gemacht und sind um 9:10 gestartet.

L1, 5a, 20 m, Zustiegsseillänge; zuerst einfacheres Grasgelände, dann kann ein kleiner Cam (0.3) gelegt werden und auf Platten mit 2 Bolts zum Stand, welcher ca. 3 m unterhalb des Strauches ist.
Blick zurück in die L1; noch nicht grad berauschend hier...
L2, 6b, Achtung 52 m!, Zuerst schöne Verschneidungskletterei mit einer kniffligen, feingriffigen Einzelstelle. Gegen Schluss der Seillänge dann besser links an den Riss klettern, gerade hoch dem feinen Riss nach ist vor dem Bolt wesentlich schwerer. Oben etwas grasig.
Im neuen SAC-Kletterführer mit 7a drin (Fehler oder bewusst?), stimmt die Bewertung 6b im vorgängigen Führer wohl eher; ich persönlich würde aber schon 6b+ geben. Zudem sind die Boltabstände relativ gross.
Ruedi in der Verschneidung von L2, 6b
L3, 6b+, 30m, teilweise ziemlich grasig, die Crux nach ca. 10-15 m wo man ca. 2-3 m oberhalb dem Bolt steht und links in die glatte Platte antreten muss. Ich musste 2x ansetzten und wollte schon beinahe umkehren da ich mich nicht getraute (nicht optimales Sturzgelände). Im Vorstieg war das für mich die schwerste obligatorische Stelle der Route.
Die teilweise etwas grasige L3; ist aber noch ok.
L4, 7b, 40m, Anspruchsvolle und anhaltende, schöne Seillänge. Die Querung nach rechts ohne Bolt bereits ca. 6b, vor dem Aufschwung legt Ruedi einen kleinen Cam (0.3). Die nächsten 3 Bolts sind sehr sloprig-schwer und wir müssen unsere Onsight-Ambitionen aufgeben und machen meist A0/A1 (was uns nicht weiter erstaunte). Oben dann nochmals eine sehr schwere Stelle, wo wir auch A0 machen mussten, vrmtl die Crux. Aufgrund der Schwierigkeiten hatten wir sehr lange für diese Länge (ca. 1 1/4 h). Ob das nun 7b, 7b+ oder mehr ist können wir nicht beurteilen, da wir sie nicht frei klettern konnten.
L4, ab hier beginnt die erste sehr schwere Passage und ab hier ist der Fels bis zum Ende der Route meist sehr schön und kompakt (ohne Gras).
Dieselbe Seilänge 4 im oberen Teil.
Blick vom Stand 5 Richtung Schwyz und Adlerspitz an dem auch ein Team am klettern war.
L5, 7a, 25m,  Anfangs noch ein einfacher Quergang nach rechts wird es schlagartig griffarm und schwer; hier auf Seilzug achten, d.h. eine lange Exe verwenden (geht aber gut da die Länge relativ kurz ist). In super und relativ kleingriffiger, technischer Kletterei über eine Steilplatte mit scharfen Tropflöchern hoch zum Stand. Mir gelang diese SL beinahe OS, hab aber die falsche Linie gewählt, Ruedi flashed sie. Diese Seillänge ist sehr gut gesichert; die L2 und L3 waren einiges anspruchsvoller (weiter) gesichert.
Der Autor nach dem Quergang in L5, 7a
Diesselbe Seillänge L5 bereits nach dem Quergang in super Fels.
L6, 6c, 20m,  Anfangs athletisch an recht guten Griffen flacht es ab wobei die Griffe beim Ausstieg (Crux) dafür auch schlechter werden. Oben dann etwas einfacher. 
Ruedi im athletischen Anfangsteil von L6
L7, 7a+, 35m, Zuerst rechts hoch noch etwas einfacher wird der Fels dann zunehmend steiler und bald schon kommt die relativ kurze und kräftige Cruxpassage an kleinen Griffen oder einem weiten Zug, wenn man gross genug ist. Anschliessend etwas einfacher im 6b/c-Bereich gilt es dann eine relativ breite und zugänglich aussehende Rampe nach links zu klettern, welche sich aber doch als schwerer entpuppt als sie scheint (6b/c). 
Hier sollte auch der Nachsteiger vor allem Anfangs die Schwierigkeiten beherrschen um einen grösseren Pendelsturz zu vermeiden. 
Der Stand war dann mit alten Bandschlingen in einem ungünstig stumpfen Winkel mit einem Maillon Rapide in der Mitte verbunden sodass ich nicht wagte, an diesem Stand zu machen.
Da die kleinen Standboltlaschen keinen Platz mehr für einen normalen Karabiner boten, hab ich zuerst mal einen kleinen Cam als Sicherung gelegt. Es gelang mir dann doch einen speziellen Karabiner in eine Boltlasche zu würgen. Diese Bandschlinge haben wir dann mit dem Messer rausgeschnitten, sodass die Bolts frei sind und man nun wieder normal Stand machen kann. Ansonsten eine sehr schöne und spannende Seillänge!
Die Abschlussrampe von L7 im oberen Teil, welche einfacher aussieht als sie ist.
L8, 6c, 30m, Langsam schon etwas müde, muss man nun nochmals kräftig an Unterschuppen zu einer breiten Verschneidung klettern, welche sich als ziemlich griffarm und tricky entpuppt (Crux). Oben dann etwas einfacher und auch hier sehr schöne Kletterei in kompaktem Fels.


L8, 6c nach der Untergriffpassage 

L9, 6b, 30m, Ein schöner, ausgesetzter aber nicht so schwerer Quergang nach links kann mit einer Bandschlinge über eine Zacke und einem Bolt gesichert werden.
Anschliessend in kompaktem Fels hoch muss weiter oben auf lose Felsbrocken geachtet werden, welche aber gut gemieden werden können. Der graue Fels ist aber bestens und sehr schön zu klettern, die Boltabstände hier wieder etwas weiter.
Die letzten 5 Meter vor dem Ausstieg sind dann jedoch etwas heikel bzgl. der Felsqualität und es empfiehlt sich, sehr vorsichtig zu klettern. Ich bin links hoch geklettert und prompt ist mir ein Tritt ausgebrochen, zum Glück ohne Sturzfolge da das Gelände hier doch einfacher ist. Vielleicht ist es beim letzten Bolt direkt gerade hoch besser. 
Anyway, wenn man mal ausgestiegen ist muss man noch im Gras/Föhrengelände einige Meter weiter zu den grossen Bäumen kraxeln und an einem Baum Stand machen. 


L9, 6b nach dem Quergang in schöner Kletterei; immer über dem Nebelmeer!
Um 15:30  sind wir oben nach 6:20 h anforderungsreicher und anstrengender aber schöner Kletterei.
Ausstieg, Nebelmeer-Impressionen.

Die Abseilstelle liegt ca. 10 m tiefer links unten wo wir die schöne Aussicht noch etwas geniessen bevor wir über den Mauerläufer, vielfach überhängend, abseilen (Anpendeln oder Exen reinhängen). Es kann auch zu Fuss über den Schafweg abgestiegen werden, was vor allem dann empfehlenswert ist, wenn andere Kletterer in der Route sind (Steinschlaggefahr).
Erster Abseilstand des Mauerläufers auf dem Geissstock
Beim Abseilen haben wir noch ein paar Abseilstände ausgebessert und altes Material rausgeschnitten.
Es könnte aber noch mehr nachgebessert werden; insbesondere der Sanduhrstand von L3 würde langlebigeres Material und evtl. einen Zusatzbolt vertragen. 
Sanduhrstand von L3 und Abseilstelle
Facts:
Grosser Mythen, Geissstock, 1613 m.ü.M.
Mauerläufer, 9 SL, 7b+, 6b+ bis 6c obl., 270 m, T.Betschart und X.Büeler 1991, xxx und bei >6c xxxx, Durchschnitt ***; von ** (unten) bis **** (oben).
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Camalots 0.3 - 0.5
Die Bewertung fanden wir in etwa ok.

Topo
SAC-Kletterführer Zentralschweizer Voralpen Nordost (2014)

Fazit:
Der Mauerläufer ist eine vor allem nach den ersten 3 Seillängen sehr lohnende, schöne und abwechslungsreiche Route in meist kompaktem Fels. Bis dort soll man sich nicht durch die Graspassagen und teilweise weiten Boltabstände abschrecken lassen. Die Kletterstellen über 6c sind sehr gut abgesichert aber bis 6b/c sind auch etwas weitere Boltabstände zu meistern.

Samstag, 25. Juli 2015

Furka - Graue Wand - Conquest (7a)

Tour Datum: 21.07.2015
Die berühmte Route 'Conquest'  an der Grauen Wand wollten wir schon länger mal klettern und seit der Standplatzsanierung im 2013 gab es keinen Grund mehr der dagegen sprach. Zufällig haben wir an diesem Tage die bekannten Erschliesser Claude und Yves Remy dort angetroffen, welche die Route noch zusätzlich nachrüsteten.
An diesem heissen Sommertag mit Taltemperaturen von über 30 Grad C bot sich entweder eine Nordwand an, oder eine Route in einem hoch gelegen Gebiet. Die ca. 3000 m hoch gelegene Graue Wand schien uns eine gute Wahl zu sein, was sich bestätigen sollte.
Mit dem PW sind wir Richtung Furkapass und zum Parkplatz Tätsch (P.2272, Taxe 7 CHF)  hochgefahren, von wo wir in etwas mehr als 1 Stunde zum Einstieg hochwanderten. Dieser ist im Gegensatz zum Niedermann-Sektor der Grauen Wand problemlos zu erreichen (ohne Steigeisen).


Graue Wand links der Bildmitte, die Route Conquest befindet sich im linken Teil der Wand, welche auch braun ist.
Schon von weit sehen wir, dass eine Seilschaft bereits am Einstieg der Conquest ist. Als wir näher kommen ist eine Person mit Kopftuch im Vorstieg der L1; ich denke noch, dass könnte einer der Remy-Brüder sein.
Eine Seilschaft ist rechts oberhalb von Ruedi bereits in der 1.Seillänge der Conquest....

Als wir dort waren bestätigte sich dies; die Remy-Brüder, zusammen mit einem weiteren Kletterer, rüsten die Route nach und machen zudem noch Fotos für ein neues Buch.

Yves Remy beim Bohren in der 1.Seillänge vor dem Körperriss.
Wir haben in Erwägung gezogen nun leider eine andere Route zu klettern (z.B. die 'Heisse Linie'), aber Claude meinte, es sei kein Problem wenn wir folgten. Wir mussten dann halt noch etwas warten; Claude hatte mit seinem schweren Rucksack mit dem Einrichtungsmaterial natürlich etwas länger in der athletischen ersten Seillänge.

Kurz vor 9 Uhr sind wir dann in die Conquest eingestiegen.

L1, 6a+, 50m, Unten ein schöner Piazriss. Die Crux-Stellen sind gleich nach dem Körperriss sowie oben athletisch/technisch kurz vor dem Ausstieg. Ich bin ohne den Körperriss etwas rechts in der feinen Platte geklettert, was zwar etwas schwerer ist (max. 6c), dafür war's aber kein Knorz (mit dem neuen Bolt muss man wohl nicht mehr im Riss hinten selber legen). 
Yves hat 2 neue Bolts gesetzt (Anfangs und vor dem Körperriss). Ausserdem haben sie den Stand nach L1 um etwa 5 m nach unten rechts versetzt, sodass die Linie begradigt wird und ein 50 m-Seil problemlos reicht.
L1, 6a+, in der oberen Crux Remy's Helfer in einer interessanten Klettersposition, dann folgt Claude mit dem schwerem Rucksack im Piazriss und hart auf den Fersen folgt Ruedi.
L2, 5a+, 50m, Anfangs in einfachem Gelände rechts hoch (mit dem neuem Stand gehts nun etwa gerade hoch). Oben dann Plaisirkletterei mit 2 Bolts. Auch hier sollte selber noch zusätzlich abgesichert werden.
L2, 5a+, schöne Plaisirkletterei; die Sicherungspunkte entsprechend weit auseinander. 
L2, 5a+,  Ruedi im oberen, schöneren Teil.
L3, 5a, 45m, Rechts an den schönen Schuppen hoch (selber absichern) quert man oben nach links (neuer Bolt). Plaisir. 
L3, 5a, nochmals eine schöne Plaisir-Seillänge. Der "Super Fissure" ist rechts des Kletters noch in weiter Ferne. 
L4, 5b, 45m, Anfangs noch Platten, klettert man dann zwischen Blöcken gerade hoch.

L4, 5b, auch diese Seillänge hat kaum Bolts und kann gut selber abgesichert werden.
L5, 6c, 35m, Eine tolle Seillänge mit Platten- und Risskletterei. Die Crux kommt gegen Schluss gleich nach dem schönen Piazriss; hier sind grössere Personen etwas im Vorteil.
Ich empfand diese Länge nicht schwerer als die L1 (d.h. L1 fand ich hart und L5 soft bewertet).
Beim Abseilen haben die Remys noch einen zusätzlichen Bolt ca. 2-3 m vom Stand weg gesetzt.
L5, 6c, oben klettert Claude, Ruedi folgt in dieser genussreichen und schönen Seillänge.
L5, 6c, im oberen Teil im sehr schönen Piazriss. Danach folgt gleich die Crux-Stelle, welche darin besteht via kleinere Griffe den grossen Ausstiegsgriff zu erreichen. 
Blick in den Niedermann-Sektor der Grauen Wand mit Seilschaften in der klassischen  Niedermann-Route. Links davon die Route 'Eisbrecher', welche wir vor 2 Jahren kletterten.
L6, 6a+, 20m, Nachdem man das Band nach links gequert hat, startet der berühmte "Super Fissure", welcher im ersten Teil noch einfacher ist, aber dafür selber abgesichert werden muss (1 Bolt), was aber problemlos möglich ist.


 Der "Super Fissure". Claude und Kollege am Stand von L7, während Yves die Plaisirvariante rechts weg klettert. Die direkte 7a-Route geht gerade hoch.
L6, 6a+, Ruedi im schönen Piazriss (unterer Teil des "Super Fissure"), welcher meist selber abgesichert werden muss.
L7, 7a, 30m, Von diesem Stand geht rechts eine Plaisir-Variante im 6b-Bereich weg, welche die Remys wählten und wo sie mindestens einen zusätzlichen Bolt setzten.
Für uns ging's aber gleich sehr schwer und anstrengend den "Super Fissure" weiter hoch. Ruedi klettert anfangs in Hand-Klemmtechnik und setzt gleich einen Cam (empfehlenswert); mir war das zu schmerzhaft und ich habe in (anstrengender) Piaztechnik diesen Teil geklettert. Vor dem grossen, gutgriffigen Block ist noch eine schwere Stelle zu meistern, bevor man sich etwas erholen kann.
Der Riss spaltet sich nun in 2 Risssysteme auf, welche im oberen Teil bei den letzten Bolts nochmals sehr schwer zu klettern ist, da keine guten Tritte mehr vorhanden sind (Wechsel vom Spreizen im Doppelriss zu Piazklettern). Es hat im Vergleich zum Rest der Route viele Bolts in dieser Seillänge (4x).
Ich fand die Seillänge sehr anstrengend und hart. Wir beide mussten unsere Onsight-Ambitionen leider aufgeben; Ruedi allerdings nur sehr knapp erst in der obersten Crux-Stelle. 

L7, 7a, Ruedi hat den anstrengenden Riss bereits überwunden und kann sich etwas ausruhen. (Sorry für die schlechte Handy-Bildqualität, der Akku meiner Kamera war leer)
 L7, 7a, diesmal Hans im oberen Crux-Teil Es sieht eigentlich gar nicht so schwer aus. aber dort ist es nochmals pickelhart und es benötigt einiges an Technik und Kraftausdauer um zu punkten.
L8, 6a+, 40m, Man querst zuerst rechts und geht dem Riss nach hoch, welcher teilweise ziemlich breit ist. Dann wieder links hoch an den Bolt und nochmals rechts. 
Diese Risse sind gar nicht so einfach und eher unangenehm zu klettern und es ist nicht auf Anhieb klar, ob jetzt spreizen oder Piaz-/Klemmtechnik-Klettern oder gar Plattenkletterei am Besten ist (es gibt wohl auch verschiedene Lösungen). 
Die Remys haben im mittleren Teil noch 1 Bolt nachgebohrt beim Abseilen. 
Es bleiben aber immer noch einige Stellen, wo man einige Meter über der letzten Sicherung klettert und nicht stürzen sollte.
L8, 6a+, in dieser Seillänge ist nochmals volle Konzentration angebracht. Man erkennt gut wie zuerst rechts, dann links, dann wieder rechts und am Schluss wieder links im Riss geklettert wird.
L9, 5b, 40m, Im unteren Teil etwas schwerer, wird es im oberen Teil deutlich einfacher. Der Stand am Ausstieg ist noch mit alten Bolts ausgestattet (nicht saniert). Diese scheinen aber noch in Ordnung zu sein. Trotzdem hat es uns etwas erstaunt dass dieser nicht auch noch saniert wurde. 
Die Standschlingen einiger Stände sind nur aus Bandschlingen (nicht mal Reepschnüre), welche dann schon bald wieder ersetzt werden müssen.

Kurz vor 15 Uhr erreichen beide den Ausstieg. Wir benötigten knapp 6 Stunden, wobei wir zwischendurch etwas warten mussten (max. 1/2 h).
Wir trinken und essen was Kleines und seilen dann ab. Die Remys holen wir ein, welche im Abseilen noch die Risse etwas putzen und da und dort noch einen Bolt setzen sowie den Standplatz nach der ersten Seillänge verschieben.
Am Einstieg essen wir gemütlich z'Mittag und wandern zufrieden zurück zum Parkplatz in Tätsch. 
Das war wieder ein toller Tag im Furkagebiet!

Facts:
Furka, Graue Wand 
Conquest 9 SL, 7a (6b obl.), 350 m, Claude und Yves Remy, 1988, Teilsanierungen/Nachrüstung 2013 + 2015
Material: 12 Express, Camalots 0.3-3, Klemmkeile, 2 x 50m Seil
Absicherung: 3x bis 4x (Crux-SL). 
Nach den Sanierungen von 2013 (Standplätze) und 2015 (einige Zusatzbolts; pro SL im Schnitt ca. 2, die alten vorhandenen Bolts wurden belassen) kann die Route als solide ausgerüstet bezeichnet werden. Es sollte aber auf jeden Fall ein volles Rack für die zusätzliche Absicherung mitgenommen werden, da auch mit den neuen Zusatzbolts keine vollständige Absicherung erreicht wird. Zudem sehen die beinahe 30 Jahre alten Bolts in den Seillängen zwar von aussen recht gut aus, ob sie aber wirklich halten, kann wohl niemand sagen; getestet haben wir nur einen Bolt in der Crux-SL oben! Ob die Zusatzbolts (und auch einige bestehenden Bolts) notwendig sind, will ich nicht beurteilen; es gibt sicher Argumente für weniger und für mehr Bolts. Letztendlich haben die Erschliesser hierzu die weitgehende Entscheidungsfreiheit; in jedem Falle wird es Befürworter und Kritiker geben. Auf jeden Fall aber vielen Dank an die 2 Sanierungsteams von 2013 und 2015!
Schönheit: 4*, für die vollen 5 Sterne ist die Route m.E. zuwenig einheitlich
.

Topo
Schweiz extrem ost (2013)

Fazit:
Die Conquest bietet ausgezeichnete Granitkletterei auf Platten und Rissen. Das Highlight der Route ist der eindrückliche "Super Fissure"; die anderen Seillängen sind aber auch meist sehr schön (L5 hat mir persönlich sogar besser gefallen) und selbst die einfachen Seillängen bieten abwechslungsreiche Plaisirkletterei. Vor allem die Crux-SL ist zwar sehr fordernd, mir schien aber die Route Eisbrecher, welche wir vor 2 Jahren im Gebiet geklettert sind, doch alpiner und ernsthafter und deshalb mindestens ebenso anspruchsvoll.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Alpstein Sigelpfeiler - Bahnersatz (7b)

Tour Datum: 11.07.2015
Mit diesem Bericht möchte ich eine neue, lohnende Route am Sigelpfeiler im Alpstein vorstellen. Die Route 'Bahnersatz' ist im aktuellen Alpsteinführer als Projekt mit 3 Seillängen dokumentiert und wurde in der Zwischenzeit fertiggestellt und umfasst nun 6 Seillängen.
Ich wollte schon länger mal am "Alp Sigel" die klassiche Route 'Sigelpfeiler' und die neue 'Bahnersatz' klettern und wusste von Werner Küng, dass es zudem noch weitere neue Routen hat. Als ich das neue Topo von Werner dann bekam, war ich mir aber nicht mehr so sicher, ob die Bahnersatz überhaupt machbar ist für uns, da die 3 Seillängen, welche vorher bis 6c bewertet waren, nun mit bis zu 7a+ eincheckten und zudem noch eine 7b-Länge folgte. Werner hat mich dann aber doch überzeugt, die Route zu klettern.


Die schöne neue Alp Sigel Bahn.
Zustieg
Von den 2 Möglichkeiten, welche im Alpsteinführer beschrieben sind, wählten wir den Zustieg von Brülisau mit der Alp Sigel Bahn
Da von dieser Seite alles ziemlich flach ist, ist es gar nicht so einfach, die Abseilstelle unterhalb der Scharte zu finden. Von der Bergstation dem Alpweg folgen, bis dieser abwärts zur Alp Sigel führt, nun leicht ansteigend über die Wiese zum Bergweg Richtung Zahme Gocht-Brülisau hoch, diesem ca. 100-200 m folgen bis zu Wanderwegpfeil. Nun links weg und rechts der markanten Rippe und Rinne, teils auf Weg, immer die Säntisantenne im Blick, genau zum Gipfel wandern (ca. 40 Minuten). Beim Gipfel mit dem Gipfelkreuz ist man schon zu weit; das ist der Hauptgipfel P. 1769 m; das Ziel, der Westpfeiler ist aber P. 1743 m. Der Zugang zur Abseilstelle  ist im Topo beschrieben.
Abseilstelle 15m unterhalb des Sattels. Der Westpfeiler und Gipfel sind links davon.

Die 2.Abseillänge ist ziemlich luftig.
Der Sektor Sigelpfeiler
Unser Plan war, zuerst die Bahnersatz und nachher, wenn es wärmer wird den einfacheren Sigelpfeiler (6b) zu klettern. Das Los entschied: Dani S. 'darf' in der ersten Seillänge vorsteigen. Kurz nach 10 Uhr konnten wir im angenehmen Schatten der Westwand starten.

Bahnersatz, 6 SL, 7b (6b+ obl.)

L1, 7a+, 20m, Kaltstart schon ab dem 2.Bolt. Anhaltend schwer und pumpig in schönem kompakten Fels, man sollte sich aber an die Bolts und den Routenverlauf im Topo halten, da es neben der Route teilweise ziemlich brüchig ist. Auch aufgewärmt und RP sicher ein Ausdauerproblem. Wir hatten beide einige Hänger, konnten aber wenigstens alles frei klettern.
L1, 7a+, Dani bereits beim 3.Bolt; hier sollte man nicht in den verlockend einfacheren aber brüchigen linken Teil klettern. 
L2, 6c+, 20m,  Anfangs sind bereits schon die Crux-Passagen in feingriffigem und etwas splitterigem Fels zu bewältigen, oben dann einfacher mit meist guten Strukturen (dort noch 6a-6b).

L2 6c+, unten steil und kompakt, flacht es oben etwas ab.
L3, 7a, 20m,  Super schöne und kompakte, technische und anhaltende Steilplattenkletterei (meist ca. 6c). Die Crux gegen Ende mit Unterseitgriff rechts (sehr harter Zug), wobei es schon schwer ist, diesen zu erreichen. Ich fand das die schönste Seillänge der Route.


L3, 7a, beinahe wie an den Wenden! Aber mehr Bolts.
L3, 7a, Crux-Passage, Dani krallt den Unterseitgriff.
L4, 7b/A0 2 p.a., 20m, Sehr kompakt und strukturlos scheinen die folgenden Platten nicht kletterbar zu sein. Anfangs noch grossgriffig und einfacher mit grossem Abstand zum 2.Bolt (ist aber ok vom Sturzgelände), kommt dann die sehr feine 7b-Platte (A0 gut möglich), welche wir nicht frei klettern konnten. Wenn man genauer schaut hats doch ein paar Strukturen und der Riss rechts hoch ist oben dann auch gut. Werner hat hier eine, gemäss seinen Aussagen, "grossartige" Lösung gefunden (das Highlight). Wir haben (leider) angesichts der abschreckend glatten Platten gar nicht richtig nach einer Lösung gesucht.
Der obere Aufschwung dann mit 2 p.a. (2 Bolts darf man halten). Diese Linie folgt den kompaktesten aber auch schwersten Strukturen. Am Schluss wieder einfacher, ca. 6b.
Nachtrag: Anfangs Juli 2016 durch Daniel Benz Rp geklettert; Vorschlag: 7c+



L4, 7b/2 p.a Die Route geht links hoch durch den kompaktesten Teil des oberen Aufschwungs.
L4 im einfacheren Ausstiegsbereich
L5, 6c, 20m, Anfangs ist der Fels etwas brüchig und hierfür hat es zwischen 1. und 2.Bolt einen zu grossen Abstand, da zudem ein Grounder auf das Band möglich ist (vorsichtig klettern!). Prompt hatte Dani einen Trittausbruch (faustgrosser Stein, den er auch als Griff verwendete); zum Glück hatte er den 2.Bolt schon gehängt. Auch zum 3.Bolt ist der Abstand noch gross. Diese Abstände passen nicht so recht zu dem sonstigen Charakter der Route (sonst super abgesichert). Nach athletischen Passagen folgt oben noch eine obligatorische Steilplattenstelle im 6b/c-Bereich. 
L5, 6c, Anfangs der athletischen Passagen
L5, 6c,  und hier dieselbe Länge im oberen Teil, vor der Steilplatte.
Vor der letzten Seillänge kommt das grosse Band auf dem rechts von der Route einige weitere schöne Seillängen zu finden sind.
L6, 6c, 30m, schöne Seillänge in meist kompaktem Fels. Anfangs athletisch ca. 6b, die Crux-Passage kommt dann in der Mitte in kompakter und steiler Wandkletterei.
L6, 6c, Dani im steilen Aufschwung, welcher grossgriffig und gut zu klettern ist.
L6, 6c, im oberen Teil
Top of  'Bahnersatz'; ziemlich unspektakulär und kontrastreich. Hinten der Hohe Kasten; in dieser Richtung liegt die Bergstation der Sigelbahn.
Dank einer guten Teamarbeit sind wir die anspruchsvolle und schöne Route dann doch noch gut durchstiegen; jeder hatte jedoch so zwei Stürze zu verzeichnen.
Mit beinahe 6 h hatten wir allerdings sehr lange für die nur 6 Seillängen (mit total nur ca. 130 m!), wobei wir fast 1 h in L5 und mit einer Querband-Pause (inkl. Gipfelbuchlesen!) verloren. D.h. gut 5 h hätten wir auch gehabt, wenn alles gut gelaufen wäre, was auch noch lange ist und durch die anhaltend hohen Schwierigkeiten (für uns) zu erklären ist.
Ich konnte alle Stellen ausser der 7b-Passage frei klettern; allerdings mit insgesamt einigen Hängern bei/ab 7a. 
Es war nicht so, dass wir am Schluss total ausgepumpt waren, aber wir hätten jetzt nicht noch, wie ursprünglich gedacht, die Route Sigelpfeiler klettern wollen (abgesehen von der fehlenden Zeit).


Und hier der Blick in die andere Richtung West.
Nach einer längeren Pause und nachdem wir die schöne und für mich ungewohnte Aussicht genossen hatten wanderten wir wieder zurück zur Sigelbahn und haben grad noch eines der letzten Bähnli kurz vor 18 Uhr erwischt.
Vom Sigelpfeiler-Wandfuss Richtung Säntis und Seealpsee. Rechts oben sieht man die langgezogenen Äscher-Felsbänder. 
Facts:
Alpstein, Sigelpfeiler
Bahnersatz 
 6 SL, 7b/A0 2 p.a. (6b+ obl.), 130 m, Manuel Siegl, Sepp Ulmann, 2010 (erste 3  SL), Werner Küng, Sepp Ulmann, 2012 (obere 3 SL).
Nachtrag: Anfangs Juli 2016 durch Daniel Benz Rp geklettert; sein Vorschlag: 7c+

Material: 12 Express, 2 x 50m Seil
Schwierigkeiten: 6c sollte man schon gut klettern können damit es noch etwas Spass macht; mit/ab 7a-Niveau macht es dann erst richtig Spass.
Absicherung: 4x bis 5x (super) mit Ausnahme Anfangs 5.SL. 
Die Absicherung ist sehr durchdacht und solide angebracht, welche meist einen guten Klettergartenstandart erreicht.
Schönheit: 3*, m
eist in sehr kompaktem Fels, gibt es doch immer wieder etwas brüchige Stellen in denen sorgfältig geklettert werden muss.

Die Route eignet sich auch an einem warmen Sommertag, da erst um ca. 13-14 Uhr die Sonne die Westwand wärmt.

Topo
- Alpsteinführer 2011 (Gebietsbeschreibung und Zugang)
- Das aktuelle und sehr gute Topo von Werner Küng kann hier Sigelpfeiler pdf heruntergeladen werden.

Zu erwähnen ist noch, dass im oberen Wandbereich in den letzten Jahren weitere schöne 1-Seillängen-Routen eingerichtet wurden (siehe Topo).
Vielen Dank an die Erschliesser!


Fazit:
Die Bahnersatz bietet abwechslungsreiche, anspruchsvolle und schöne Kletterei an Aufschwüngen und Steilplatten. Eine empfehlenswerte Route mit einem alpinen und sehr schönen Ambiente im Alpstein.