Der Brisi ist eine beliebte, mittelschwere Skitour, welcher gemeinhin bezüglich der Lawinengefahr als relativ sicher eingestuft wird. Es gibt einige, welche behaupten, auf dem Brisirücken sei es sicher und sie hätten noch nie ein Schneebrett dort gesehen; ich widerspreche dann jeweils. Hier nun der Beweis.
Eigentlich wollte ich an diesem ersten schönen Tag nach einer längeren Schneefallperiode mit Lawinenstufe 'erheblich' (slf-Archiv vom 201503060800) nur auf den Selun und dann vielleicht noch ins Frümseltäli, aber es kam anders.
Selun
Von Starkenbach (Posthaltestelle) bin ich um ca. 9:15 hochgelaufen. Auf dem Weg im steilen Wald waren die Verhältnisse sicher; da es kalt war bestand keine Schneerutschgefahr und zudem war der Weg nirgends eisig und auch noch nicht verfahren.Brisi, Frümsel und der flache Selunrücken vom Vorderselun aus. |
Blick vom Selun Richtung Westen, man beachte die grossen Wächten vorne von den starken Winden der letzten Tage. |
Vom Selun Richtung Osten mit Walensee und Seeztal, links der Brisi. |
Chalttal mit Frümsel und Selun. Hier gehts nochmal hoch. Bei sicheren Verhältnissen kann man rechts im Bild bereits früher in die Mulde abfahren. |
Unterhalb des Frümsels Richtung Brisi. Hier bin ich links runter gefahren. Die Spur rechts führt in exponiertes Gelände unterhalb steilen Frümselhängen. |
Brisi
Den Brisi kenne ich gut und weiss, dass im linken meist abgeblasenen Teil (von unten gesehen) eigentlich fast immer ein lawinensicherer Weg möglich ist, wobei das Hauptproblem vielfach darin besteht, dass der Rücken sehr hart oder gar eisig ist (ich ging schon mit den Steigeisen hoch). Bei der Schlüsselstelle unten an der Fels-Steilstufe waren die Verhältnisse sehr gut; insbesondere war ein Schneebrett rechts davon schon abgegangen (dies ist eine bekannt kritische Stelle). Auch der Rest des Rückens war auf einer guten Spur problemlos zu begehen (ohne Harscheisen). Wie am Selun hatte es allerdings auch hier teilweise kompakte Schneebretter von 20-30 cm Dicke, welche von den starken Winden und dem Schneefall der letzten Tage herrührten; die typischen Warnsignale für eine Triebschnee-Situation wie vom Lawinenbulletin gemeldet. Die vorhandene Aufstiegsspur war aber sicher gelegt (dafür etwas viele Spitzkehren).Schöne Stimmung auf dem Brisi Richtung Walensee und die Glarner Alpen. |
Hier haben die Dohlen das Sagen! |
Brisi-Mulde Schneebrett-Anrisstelle auf ca. 2040 m. Hier wurde lokal eine sehr dicke Schneebrettschicht verfrachtet. |
Das kleine Schneebrett vom selben Punkt aus. |
Der untere Teil des Schneebrettes; die grossen Klötze stammen wohl von der dicken Anrisstelle. |
Danach bin ich rechts hinüber gefahren und im Aufstiegsbereich den Rest des Rücken hinuntergefahren. Der Felsabsatz konnte gut überwunden werden (nach links hinaus); vor 3 Wochen mussten wir noch dem Sommerwanderweg nach, da es links direkt hinunter zu wenig Schnee hatte. Bei viel Schnee ist dieser Bereich sehr kritisch; mir sind hier 2 Unfälle aufgrund von Schneerutschen bekannt, wobei ein Sturz über den ca. 20 m-Felsriegel sehr unangenehm sein kann.
Nach dem Rücken hatte ich dann nochmals super Pulverschnee. Bei genügend Schnee kann man direkt nach Horb hinunterfahren, was heute möglich gewesen wäre. Da ich in Alt St.Johann abgemacht habe, fahre ich jedoch auf der Langlaufloipe nach Selamatt. Um ca. 17 Uhr war ich dann wieder im Tal.
Das war ein herrlicher Tag mit für einmal noch unverspurten schönen Abfahrten!
Fazit: Obwohl der Brisi sehr viel befahren wird, können Lawinen zwar selten aber doch ab und zu auftreten. Aufgrund der Steilheit des Rückens, welcher meist 30 Grad, teilweise aber auch steiler ist, erstaunt dies eigentlich nicht.
Selun (2204 m) und Brisi (2279 m) lassen sich gut kombinieren wenn man die mind. 2'000 Hm nicht scheut; die beschriebene Variante ergibt ca. 2'200 Hm. (Ok, man könnte es von der Sellamatt her auch einfacher haben).
Zwischen Selun und Brisi muss auf die steilen Bachtobel geachtet werden (Schneebrett-Gefahr), weshalb dieses Gelände bei schlechter Sicht besser gemieden wird (ausser man geht nach einem genauen GPS-Track).