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Samstag, 7. März 2015

Selun Brisi Schneebrett

Tour Datum: 6.3.2015

Der Brisi ist eine beliebte, mittelschwere Skitour, welcher gemeinhin bezüglich der Lawinengefahr als relativ sicher eingestuft wird. Es gibt einige, welche behaupten, auf dem Brisirücken sei es sicher und sie hätten noch nie ein Schneebrett dort gesehen; ich widerspreche dann jeweils. Hier nun der Beweis. 

Eigentlich wollte ich an diesem ersten schönen Tag nach einer längeren Schneefallperiode mit Lawinenstufe 'erheblich' (slf-Archiv vom 201503060800) nur auf den Selun und dann vielleicht noch ins Frümseltäli, aber es kam anders.

Selun

Von Starkenbach (Posthaltestelle) bin ich um ca. 9:15 hochgelaufen. Auf dem Weg im steilen Wald waren die Verhältnisse sicher; da es kalt war bestand keine Schneerutschgefahr und zudem war der Weg nirgends eisig und auch noch nicht verfahren.
Brisi, Frümsel und der flache Selunrücken vom Vorderselun aus.
Vom Vorderselun bis weit den Selunrücken hoch hatte es 20-30 cm schönen Pulverschnee, im oberen Teil dann war er wie üblich teilweise hart und abgeblasen. Der Selunrücken ist nie gefährlich, da er die Steilheit von 30 Grad kaum übersteigt.
Blick vom Selun Richtung Westen, man beachte die grossen Wächten vorne von den starken Winden der letzten Tage.
Vom Selun Richtung Osten mit Walensee und Seeztal, links der Brisi.
Auf dem Selun habe ich dann bei schönstem Wetter die super Aussicht genossen und gemütlich zu Mittag gegessen. Die Abfahrt war dann Anfangs etwas ruppig (wie üblich) mit einem Steinkontakt, dann in eher schwerem Schneebrettschnee und in den flacheren Teilen super Pulverschnee; also insgesamt für den Selun sehr gute Verhältnisse. Auf dem Vorderselun habe ich mich aufgrund der guten Verhältnisse und da ich nicht die langweilige und eher unschöne Waldwegabfahrt nach Starkenbach machen wollte, entschlossen, noch Richtung Frümseltäli hochzugehen. Bis Strichboden und dann östlich hinab nach Rugg/Wildmannlisloch, ca. 1580 m, wo ich die Felle anzog und einer eben von 2 anderen Skitourengänger gut angelegten Spur folgte.
Chalttal mit Frümsel und Selun. Hier gehts nochmal hoch. Bei sicheren Verhältnissen kann man rechts im Bild bereits früher in die Mulde abfahren.
Bis ca. Punkt 1862 m hoch und dort Richtung Nord-West hinunter querend bis unterhalb des Brisi (von unten rechts) auf ca. 1650 m gefahren. Zwischen Selun und Brisi gibt es einige grössere, teilweise steile Bachtobel welche bei diesen Verhältnissen besser gemieden werden.
Unterhalb des Frümsels Richtung Brisi. Hier bin ich links runter gefahren. Die Spur rechts führt in exponiertes Gelände unterhalb steilen Frümselhängen.
Beim Hinabfahren habe ich den Brisi-Rücken genauer angeschaut und sah, dass bereits wenige Skitourenfahrer runtergefahren sind und vor allem war in der Mulde ein kleiner Lawinenkegel sichtbar. Statt ins Frümseltäli hab ich dann entschieden auf den Brisi zu gehen.  

Brisi

Den Brisi kenne ich gut und weiss, dass im linken meist abgeblasenen Teil (von unten gesehen) eigentlich fast immer ein lawinensicherer Weg möglich ist, wobei das Hauptproblem vielfach darin besteht, dass der Rücken sehr hart oder gar eisig ist (ich ging schon mit den Steigeisen hoch). Bei der Schlüsselstelle unten an der Fels-Steilstufe waren die Verhältnisse sehr gut; insbesondere war ein Schneebrett rechts davon schon abgegangen (dies ist eine bekannt kritische Stelle). Auch der Rest des Rückens war auf einer guten Spur problemlos zu begehen (ohne Harscheisen). Wie am Selun hatte es allerdings auch hier teilweise kompakte Schneebretter von 20-30 cm Dicke, welche von den starken Winden und dem Schneefall der letzten Tage herrührten; die typischen Warnsignale für eine Triebschnee-Situation wie vom Lawinenbulletin gemeldet. Die vorhandene Aufstiegsspur war aber sicher gelegt (dafür etwas viele Spitzkehren).
Schöne Stimmung auf dem Brisi Richtung Walensee und die Glarner Alpen.
Hier haben die Dohlen das Sagen!
Auf dem Brisi erneut eine herrliche Rundsicht. Nun war ich gespannt auf die Abfahrt. Man fährt meist links die Mulde hinunter, wobei Anfangs die steilen Passagen (deutlich über 30 Grad) bei 'erheblich' tunlichst gemieden werden sollten. Der windgepresste Schnee von ca. 20-30 cm auf harter Oberfläche war gut fahrbar. Vorsichtshalber bin ich zwei bereits existierenden Spuren nachgefahren, welche vom Gelände gut und relativ sicher gewählt waren. In der Mitte der Mulde (auf ca. 2040 m) rechts (von oben gesehen) dann das kleine Schneebrett (ca. 100 m x 20 m) mit dicker Abrissstelle (1-2 m) und unten teilweise relativ grossen Schneebrett-Teilen.

Brisi-Mulde Schneebrett-Anrisstelle auf ca. 2040 m. Hier wurde lokal eine sehr dicke Schneebrettschicht verfrachtet.
Das kleine Schneebrett vom selben Punkt aus.
Der untere Teil des Schneebrettes; die grossen Klötze stammen wohl von der dicken Anrisstelle.
Haben dieses Schneebrett die Vorgänger heute ausgelöst? Ganzverschüttet wird man wohl eher nicht, aber verletzten könnte man sich schon! Bei noch mehr Neuschnee (z.B. 50 cm) wäre es jedoch entsprechend gefährlicher. Viel befahrene Hänge gelten gemäss der aktuellen Lawinenkunde als weniger gefährlich weil die Oberfläche zerfurcht ist. Allerdings kann bei sehr vielen Befahrungen (am Brisi kann es auch mal 50 Skitourengeher an einem Tag haben) der Hang so abgefahren sein, dass er wie auf einer Piste glatt wird und sich grössere Gleitflächen bilden können, wie dies heute der Fall war. 
Danach bin ich rechts hinüber gefahren und im Aufstiegsbereich den Rest des Rücken hinuntergefahren. Der Felsabsatz konnte gut überwunden werden (nach links hinaus); vor 3 Wochen mussten wir noch dem Sommerwanderweg nach, da es links direkt hinunter zu wenig Schnee hatte. Bei viel Schnee ist dieser Bereich sehr kritisch; mir sind hier 2 Unfälle aufgrund von Schneerutschen bekannt, wobei ein Sturz über den ca. 20 m-Felsriegel sehr unangenehm sein kann.
Brisi-Rücken mit dem Schneebrett im oberen Bildbereich. Unten die ebenfalls kritische Felsriegel-Schlüsselstelle. Im steilen Gipfelbereich ist ein dritter, lawinenmässig kritischer, Bereich zu erkennen. 
Nach dem Rücken hatte ich dann nochmals super Pulverschnee. Bei genügend Schnee kann man direkt nach Horb hinunterfahren, was heute möglich gewesen wäre. Da ich in Alt St.Johann abgemacht habe, fahre ich jedoch auf der Langlaufloipe nach Selamatt. Um ca. 17 Uhr war ich dann wieder im Tal. 
Das war ein herrlicher Tag mit für einmal noch unverspurten schönen Abfahrten!

Fazit: Obwohl der Brisi sehr viel befahren wird, können Lawinen zwar selten aber doch ab und zu auftreten. Aufgrund der Steilheit des Rückens, welcher meist 30 Grad, teilweise aber auch steiler ist, erstaunt dies eigentlich nicht. 
Selun (2204 m) und Brisi (2279 m) lassen sich gut kombinieren wenn man die mind. 2'000 Hm nicht scheut; die beschriebene Variante ergibt ca. 2'200 Hm. (Ok, man könnte es von der Sellamatt her auch einfacher haben). 
Zwischen Selun und Brisi muss auf die steilen Bachtobel geachtet werden (Schneebrett-Gefahr), weshalb dieses Gelände bei schlechter Sicht besser gemieden wird (ausser man geht nach einem genauen GPS-Track).