Die Route "Aischans Weg" am Gonzen hatte ich schon längere Zeit auf meiner Wunschliste. Von den vielen schönen Touren, welche ich dieses Jahr unternehmen konnte, habe ich diese Tour ausgewählt, da sie im Internet noch kaum beschrieben ist und ich im nass-grauen November genug Zeit zum Schreiben habe.
Da die Verhältnisse keine Tour in höheren Regionen zu lies entschieden wir uns für diese relativ kurze Route im oberen Wandteil des Gonzens.
Im lesenswerten Megusta-Topo ist der Zustieg sehr gut beschrieben. Von der Rieterhütten P.1576 geht man horizontal bis zur Abbruchkante bei der Wang, wo man beim grossen dörren Baum in exponiertem Gelände (T5) die Gemsweid hinuntersteigt, um aufs Band zu gelangen. Es sind teilweise alte Fixseile zur Sicherung vorhanden, welche man an gewissen Stellen gerne verwendet.
Dann quert man auf Wegspuren auf einem exponierten Band zu einem Couloir und zu abschüssigen Platten danach, welche man links gut umgehen kann.
Es kann aber auch über die Route zum Einstieg abgeseilt werden, was im Megusta-Topo empfohlen wird.
Beim dörren Baum unten gehts in die Tiefe, hinten der obere Wandteil des Gonzen in welchem die Route verläuft. |
Nach dem Couloir sollte man auf dem grünen Band in der Mitte links nach aussen queren. Früher ging ich auch schon mal die Platte gerade hoch und hinunter, was aber heikel ist. |
Blick in die L1, 6c; Aischans Weg führt hier in der Mitte gerade hoch unmittelbar rechts des braunen Dächli. |
L1, 6c, Ruedi in der plattigen Crux-Stelle |
Nach dem 2.Bolt geht es dann in ein Riss-/Verschneidungssystem hoch, wobei der Bolt links in der Wand dazu verführt, dorthin zu klettern, aber wegen starkem Seilzug nicht zu empfehlen ist. Anschliessend muss aber wieder rechts in die nicht gerade ahnmächelige steile Verschneidung gequert werden, wo ein Cam gelegt werden kann und an der man sich athletisch hochackern muss.
Der Ausstieg aus dem Riss-/Verschneidungssystem links hoch ist heikel. Beim Bolt lohnt es sich dann, den Seilzug-Ecken unten auszuräumen (falls man den Bolt links aussen verwendet hat), da nun nochmals sehr schwere und anhaltende Plattenkletterei folgt (wir würden hier 6c+ geben). Eine lange und schöne aber auch sehr anspruchsvolle Seillänge.
L2, 6c, Links herum und dann hoch, Ruedi befindet sich schon nach dem Riss-/Verschneidungssystem. |
L2, 6c, Dieselbe SL im Zoom. Der obere Teil führt durch eine steile und sehr anspruchsvolle Platte. |
L3, 6a+, Die Crux am oberen Dächli. Der Fels ist an dieser Stelle bräunlich und etwas splitterig, was man aus dieser Perspektive nicht erkennen kann. |
Links querend gelangt man dann an ein athletisches Dach, welches sehr anstrengend aber grossgriffig ist und im ausgesetzten Quergang mit einem Cam abgesichert werden muss. Im abflachenden Teil - ausser Sichtweite des Sichernden - folgt noch ein Platten-Runout im 6b-Bereich.
Gegen Ende der SL muss dann nochmals eine schwere athletisch-technische Stelle (6c bis 6c+) gemeistert werden, wobei sich für den Vorsteiger zusätzlich der Seilzug bemerkbar macht. Wiederum eine sehr anspruchsvolle Seillänge, welche wir beide nicht sauber klettern konnten.
Am Stand mussten wir eine Wartepause wegen Regen von 1/4 h einlegen (geschützt vom Regen unter einem Dächli). Zum Glück war es nur ein Schauer und der Fels trocknete auch relativ rasch wieder ab.
L4, 6c, Die gut gesicherte aber sehr schwere längere Crux-Passage. |
L4, 6c, anschliessend quert man nach links in die eindrückliche aber sehr athletische und anstrengende Überhangzone. |
Ein Regenschauer über uns und im Sarganserland zwingt uns zu einer kurzen Wartepause. |
L5, 6b. auch diese Seillänge ist nicht geschenkt. |
L6, 6a+, Anfangs bereits schwere Stellen, oben ist vorsichtiges klettern in etwas brüchigem Fels angesagt. |
Ohne die Regen-Wartepause hatten wir beinahe 6 1/2 Stunden für die nur 6 SL! Dies sagt doch einiges aus über die recht anhaltenden Schwierigkeiten mit denen wir zu kämpfen hatten. Wir haben uns allerdings die Zeit genommen und versucht, auch die schwierigen Stellen frei zu klettern (mit Hänger), man hätte hier teilweise sicher schneller mit A0 weiterklettern können.
Vielleicht waren wir beide ja auch nicht so in Form an diesem Tage (?).
Jedoch: Insgesamt fanden wir die Route mindestens so anspruchsvoll wie die rechts verlaufende 'Miss Marple' (6c+; ohne die 7b-Stelle) und sicher wesentlich schwieriger als die 'Wachmeister Studer' (6b+).
Zudem: vor 1 Woche waren wir an der Föhnmauer die Nemesis, 7a, klettern, welche wir ähnlich schwer empfanden wie einzelne Passagen dieser Route.
Gelände am Einstieg. Die Sonne scheint wieder! |
Facts:
Gonzen, oberer Wandteil
Aischans Weg, 6 SL, 6c (6b obl.), 210 m, Aischan Rupp / Thomas Wälti, 1996
Material: 10 Express, Camalot 0.1-2, Bandschlingen, 2 x 50m Seil
Unsere Einschätzung: Anspruchsvolle und hart bewertete Route; wir empfanden sie meist ein "+" bis 1 französischer Buchstabe schwerer gegenüber der Originalbewertung; d.h. 6c+ oder 7a. Die Absicherung ist in den schweren Passagen gut bis sehr gut (xxx/xxxx), sonst knapp gut (xxx), wobei auch ab und zu selber abgesichert werden muss. Die Bolts sind trotz des Alters in einwandfreiem Zustand.
Schönheit: sicher 4*, Ruedi fand diese Route etwas schöner (homogener) als 'Miss Marple'.
Topo:
- Sehr gutes Originaltopo von Thomas Wälti auf www.megusta.ch/topos.php
Wissenswertes:
Der Name der Route hat Thomas Wälti zum Gedenken an Aischan Rupp gegeben; man lese hierzu den Text im Originaltopo.
Aishan habe ich flüchtig gekannt. Im Sommer 1993 war ich mit ihm klettern in der Kletterhalle Sargans (das Wetter war schlecht, wir wollten eigentlich im Rheintal klettern). Ich habe während dem Klettern dieser Route ab und zu an Aischan gedacht...
Fazit:
'Aischans Weg' ist eine sehr schöne, abwechslungsreiche, homogene und anspruchsvolle Route mit Platten aber auch athletischen Stellen an einigen Dächlein und einem Riss. Wir können die Route sehr empfehlen, sie sollte jedoch bzgl. der Schwierigkeiten nicht unterschätzt werden.
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