Seiten

Donnerstag, 14. August 2014

Zervreilahorn - Braveheart (6c)

Tour Datum: 08.08.2014
Nachdem wir bereits vor 3 Wochen am Zervreilahorn waren und die 'Con todo guerrero' geklettert sind wollten wir noch die als 5* klassierte Route mit dem schönen aber etwas respekteinflössenden Namen 'Braveheart' klettern.

Die Verhältnisse waren ähnlich wie beim letzten Mal ausser dass das Wetter nicht so stabil angesagt war. Angaben bezüglich Zustieg etc. sind im Bericht Con todo guerrero zu finden; hier vor allem noch einige Bilder von der Route und eine kurze Beschreibung der Seillängen. 


Der Einstieg der Route ist ca. 30 m links der Nanouk (rsp. der 'Con toto guerrero'); es hat dort 1 Bolt.
SL1, 6b, 35m, Oben ein sehr schöner Piaz welcher mit wenigen Bolts gesichert ist, man muss sich entscheiden ob man über eine längere Strecke durchpiazzen oder doch noch was dazwischen legen soll. Durchziehen mit etwas 'Braveheart' ist wohl besser.
Braveheart, SL1, 6b sehr schöne Start-Seillänge
SL2, 6c35m, Der feingriffige Quergang ging mir gut und bis zum nächsten Bolt kann man dann auch gut im Riss selber absichern. In der Mitte wartet aber ein grosser, unangenehmer Grasbüschel den ich mangels Alternativen im Fels als Griff verwende (3 m über dem Bolt - hält er oder hält er nicht? Er hielt...). Sonst aber eine sehr schöne, vielfach plattige Seillänge. 
Braveheart, SL2, 6c, Ruedi schon im oberen Teil.
SL3, 7a+ oder 6b+/A0 (oder ca. 6c+)35m, Anfangs noch einfacher im 6a/b-Bereich kommt die Crux am Schluss. Ruedi quert beim letzten Bold rechts hinaus ohne 1pa (er schätzt ca. 6c+); gemäss Topo ist hier 1pa mit Pendelquergang nach rechts angesagtVielleicht hat Ruedi hier die Querung nach rechts als erster (?) frei geklettert. Ich versuche im Nachstieg direkt die 7a+ hoch, muss aber ins Seil hängen. Nach etwas auschecken der feingriffigen Crux kann ich dann am Limit durchsteigen. Die Stelle schien mir machbar, wobei im Vorstieg dies natürlich auch nochmal was anderes ist. Auch diese Seillänge ist wunderschön.
SL3, 6b+/1pa bis 7a+ je nach Variante. Die Platten-Crux ist noch weiter oben.
SL4, 6c, 25m, Die schön aussehende Verschneidung klettert sich besser als es den Anschein macht. Oben beim sehr schönen Fingerschuppen-Piaz hatte ich dann einen unnötigen Sturz weil ich auf eine Flechte gestanden und gerutscht bin - selber Schuld. Beim zweiten Versuch ging es dann gut.
SL4, 6c, die Verschneidung sieht ziemlich grifflos aus, es geht aber besser als man denkt.
SL4, 6c, Dieselbe Seillänge im oberen Teil. Ruedi im anstrengenden, steilen Fingerschuppen-Piaz.
SL5, 6b40m, Sehr schön und im mittleren Teil eindrücklich steil, wobei es ein etwas unübersichtliches Dach zu überwinden gilt. Oben dann herrliche Plattenkletterei.
SL5, 6b, Anfangs noch einfacher wird es ab hier athletisch und speziell.
SL5, 6b,  Hier dieselbe SL schon nach dem Dach; herrlich schöner Granit.
SL6, 6c30m, Diese Seillänge hätte ich vorsteigen sollen; ich war dann aber froh als Ruedi aufgrund meiner skeptischen Blicke die doch recht spezielle und anspruchsvolle Verschneidung übernahm. Souverän meistert er diese abwechslungsreiche aber steile und schwierige Seillänge in der manchmal in der Mitte gespreizt, dann links oder rechts geklettert werden kann (vermutlich gibt es einige verschiedene Lösungen). Ich habe in dieser Seillänge grosse Mühe und muss ins Seil hängen; für mich war dies die schwerste Seillänge der ganzen Route. Aber ich bin auch kein Verschneidungs-/Riss-Spezialist im Granit. Anyway ... diese SL braucht im Vorstieg einiges an "Braveheart".
SL6, 6c, Die eindrückliche, dunkle Verschneidung muss bis zum 1.Bolt selber mit 2 Cams gesichert werden.
SL6, 6c, Es müssen unterschiedlichste Klettertechniken eingesetzt werden, hier zur Abwechslung links am Pfeiler.
SL7, 6b, 25m, Diese SL bietet Platten und etwas Piaz-Technik. Die Crux ist beim Bolt am Ende der Platte. Mit einer langen Bandschlinge am Ende der Platte kann ein allfälliger Pendler des Nachsteiger verhindert werden (die Route geht links weiter). Vor dem Stand dann nochmal eine kurze etwas schwerere Stelle, welche aber gut selber abgesichert werden kann.
SL7, 6b, Anfangs sehr schöne, relativ kurze Platte am Pfeiler
SL7, 6b zum Schluss noch eine fotogene Stelle mit dem Zervreilastausee
SL8, 6c30m, Der berühmte Zick-Zack-Riss ist wirklich genial aber auch recht anstrengend. Bei der total flachen Platte fackelt Ruedi nicht lange und klemmt den rechten Fuss hoch oben in den Riss rein. Da dies etwas schmerzhaft ist, versuche ich es erst mit der flachen Platte alleine, was aber sehr viel Kraft kostet und nicht klappte, sodass ich schlussendlich auch den Fuss in den Riss klemmte. 
SL8, 6c, am Anfang des genialen Zick-Zack-Riss (unten noch einfacher)
SL8, 6c, Der Zick-Zack-Riss am Ende der Crux mit der spiegelglatten Platte
SL9, 5c+, 25m (nicht 40m wie im Topo), Gleich Anfangs die Crux, welche sich nicht gut absichern lässt und ein Grounder auf das Band droht (man kann aber schon bald einen grossen Camalot legen). Dann ein schöner Riss/Verschneidung. Im oberen Teil noch 1 Bolt, anschliessend kann man nicht mehr gut absichern (stumpfe Risse); es ist aber auch nicht mehr schwer und der Ausstieg-Stand folgt schon bald.
SL9, 5c+ Nochmals ein schöner Riss/Verschneidung
Nach gut 5 Stunden sehr abwechslungsreicher, toller und spannender Kletterei erreichen wir den Ausstieg. Das Wetter hat zum Glück gehalten; ein Rückzug mittels Abseilen über die Route wäre auch sehr gut möglich gewesen (sehr gute Stände mit Abseilringen).
Der Ausstieg von Braveheart, hinten der langgezogene Gipfel des Zervreilahorns.
Abgeseilt sind wir dann auch wieder über die 'Fahnenroute'.

Facts:
Zervreilahorn,  Südostwand
Braveheart, 9 SL, 6c 1pa (6c obl.) oder 7a+, Fritz Humm / Michael Illien, 2005

Material: 10 Express, Camalot 0.1-3, 2 x 50m Seil
Persönliche Einschätzung: Die Bewertungen empfand ich als in etwa angemessen ausser der SL6 (Verschneidung), welche ich schwerer fand (Ruedi, der Verschneidungsspezialist ist nicht dieser Meinung). Die Route ist solide mit Bohrhaken eingerichtet und kann gut zusätzlich mit mobilen Sicherungsmitteln abgesichert werden (XXX) , sodass an den schwierigeren Stellen (über 6a) keine längeren Runouts zu befürchten sind.
Schönheit:  4-5*; die vollen 5* (*****) würde ich jetzt nicht gerade geben.

Topo
- SAC Kletterführer Graubünden (2013) 
- Sehr gutes Braveheart-Topo (PDF) von Michael Illien mit treffenden Bemerkungen auf adventure laentaclimb
- Schweiz extrem ost

Fazit
Die Route Braveheart wird zu Recht für ihre Schönheit gelobt.
Während Ruedi die Route schon zum zweiten Male sauber klettern konnte, hatte ich an 3-4 Einzelstellen doch Mühe aber es hat doch noch viel Spass gemacht. Im Vergleich zu der Hammerbruch am Salbit fand ich die Braveheart schöner und auch etwas schwerer.
Michael 
Illien hat folgende recht treffende Beschreibung auf bergtour.ch gemacht:
"Der Routenname spricht schon Bände...hier ist wirklich Herz und Einsatz gefragt. Die Route ist wohl die abwechslungsreichste Tour am Zervreilahorn. 9SL zwischen 6a+ bis 6c, 1 Stelle pa. (6c obl.) oder 7a+. Jede einzelne Seillänge ist anders. Es werden vom Vorsteiger immer wieder ganz unterschiedliche Qualitäten gefordert und man muss so ziemlich das gesamte Kletterrepertoire ausgraben, damit man in dieser Tour an Höhe gewinnt. Die Stände sind alle bestens gebohrt und auch dazwischen stecken immer wieder solide Bolts. Die mobile Absicherung fällt hier aber doch mehr ins Gewicht, und die Psyche wird mehr gefordert als bei der "Nanouk"..."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Kommentare und Ergänzungen zu diesem Blog!