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Freitag, 7. Dezember 2012

Spezielle Lawinensituation März 2012 Gluristal

Tour Datum: 10.3.2012

Aus meinem Archiv will ich hier über eine eigentlich banale Skitour ins Gluristal vom letzten März 2012 berichten. Das spezielle war aber die Lawinensituation, welche ich an diesem Ort so noch nie gesehen habe.

Die Skitour im Toggenburg von der Sellamatt ins Gluristal ist eine einfache Tour, welche ich seit über 20 Jahren mindestens einmal im Jahr unternehme. 
Die Route kann man meist auch bei "erheblich" machen wobei bei kurzen steilen (lichten) Waldpassagen sowie unterhalb des Glurissattels Vorsicht geboten ist. Vor allem unterhalb des Glurissattels war mir auch schon nicht so wohl wegen den Triebschneeansammlungen in den Flanken (Hinterrugg und Schibenstoll) oben. Kleinere harmlose Trockenschnee-Lawinenabgänge von den Flanken habe ich zwar schon beobachtet aber bis anhin noch nie was grösseres. Die Hauptgefahr sind ja bekanntlich durch Skitourengeher selbst ausgelöste Schneebretter und weniger Lawinen 'von oben'.

An diesem Tag war ich dann erstaunt, dass die Aufstiegsspur im unteren Teil  ziemlich rechts (westlich) von der üblichen Spur hochführte. Erst bei der Abfahrt zeigte sich, was die Ursache dafür war: 2 grosse Nasschnee-Lawinenkegel bedeckten die übliche Aufstiegsspur etwas nördlich von 'Gluris'/Pkt. 1694 und führten ziemlich weit in die Mulde hinunter. Die Kegel waren wegen den grossen Blöcken schwierig zu überqueren; halt wie typische Frühlings-Nasschnee-Lawinenkegel. Der Hang oberhalb ist nur ca. 100-150 m hoch und weist meist steiles, felsiges Gelände auf und konnte doch diese grossen Lawinenkegel erzeugen! Da war ich schon sehr erstaunt! Offensichtlich hatte sich in diesen Hängen, d.h. in den relativ kleinen grasigen Hangteilen zwischen den Felsen eine grosse Menge an Triebschnee angesammelt.
Lawinenkegel  oberhalb Gluris noch vor den Schären. Im Rücken des Fotografen hatte es nochmal einen ähnlich grossen Kegel.
Die Ursache dieser Nasschnee-Lawinenkegel war eine vorhergehende starke Erwärmung, was dann später auch im  SLF-Bericht in folgender Form nachgelesen werden konnte:

  • 24. Februar bis 01. März 2012
    Starke Erwärmung, zwei Zyklen mit hoher Aktivität von Nass- und Gleitschneelawinen
  • 02. bis 08. März 2012
    Zunächst noch Nass- und Gleitschneelawinen, dann Anstieg der Gefahr für trockene Lawinen

Oberhalb der Schären, hinten das Gluristal ohne grössere Lawinenkegel obwohl das Potential in diesem Bereich grösser wäre.

Blick vom Gluristal oben Richtung Westen mit Tödi und schönem Nebelmeer. Das Foto entstand am 29.1.2012 (um zu zeigen wie schön es dort oben ist...)
Fazit: Auch im Gluristal sollte man je nach Gefahrenstufe defensiv auf Skitouren gehen, insbesondere bei starker Erwärmung. Und Lawinen sind eben doch unberechenbarer als man denkt.