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Donnerstag, 31. Juli 2014

Zervreilahorn - Con todo guerrero (6c)

Tour Datum: 17.07.2014
Das Zervreilahorn ist ein sehr schöner Berg mit ebenso schönen Kletterrouten im Granit. Da Ruedi die meisten Routen dort schon kannte, entschieden wir uns für die 'Con todo guerrero', eine Clean-Climb-Route, d.h. die Route muss komplett selber abgesichert werden. Leider haben wir jedoch die Route im oberen Teil nicht gefunden, sodass wir dort dann die 'Lord of Camalot' geklettert sind. 

Da im Mittelland Temperaturen bis zu 30 Grad angesagt waren und noch viele Gebiete nass waren, entschieden wir uns 
für die Südostwand des Zervreilahorn (2'898m) als geeignetes Tourenziel . In die Clean-Route 'Con todo guerrero' hätte ich mich nicht getraut aber mit dem erfahrenen USA-Risskletterer Ruedi können solch abenteuerlichen Routen schon angegangen werden.

Mit dem Auto sind wir via Vals zum Zervreilasee hochgefahren und vom Parkplatz bei der Kapelle kurz nach 7 Uhr mit den Bikes über die Canalbrücke und rechts dem See noch ein kleines Stück entlang bis zu den Wegweisern gefahren, von wo wir zu Fuss auf dem Wanderweg Richtung Furggelti hochgestiegen sind.
Das Zervreilahorn von der Ebene oberhalb des Zervreilasees. Links die Südostwand mit den alpinen Sportkletterrouten.
Auf dem Weg zum Furggelti muss man im richtigen Moment rechts abzweigen und unten dem Band entlang bis hinauf zu einem grossen Steinmannli wandern (Zustieg siehe SAC-Kletterführer Graubünden). 
Zustiegsrinne zu den Routen in der Südostwand. Oben quert man dann nach links dem Wandfuss entlang. 
Hier geht man rechts hoch bis zu einer geeigneten Zustiegsrinne und diese hoch (T5) und dann links dem Wandfuss entlang zu den Kletterrouten. Mit dem Bike benötigten wir 2 Stunden für den ganzen Zustieg, ohne hätte man noch ca. 1/2 Stunde länger.

Con todo guerrero (6c, 8 SL)

Den Einstieg haben wir nicht sofort gefunden, da gemäss dem SAC-Kletterführer die Route etwas links der Nanouk (1 Bolt am Stand, der Routenname ist kaum mehr lesbar) beginnt; dort hat es jedoch mehrere Risse welche in Frage kommen. Gemäss dem Foto-Topo ist jedoch der Riss unmittelbar links der Nanouk der richtige (das Foto-Topo hatten wir nicht dabei). Dort sind wir - auf gut Glück - um ca. 9:30 eingestiegen.

SL1, 6a+, 40m, Anfangs ist das Risssystem breit, wird dann aber zu einem sehr schmalen Fingerriss. Da Ruedi diese Stelle schwerer als 6a+ einschätzt und wir nicht sicher sind ob dies der richtige Riss ist da er oben voller Dreck ist, quert er links (schwierig) zum nächsten Risssystem, welches athletisch an grossen Griffen gut zu klettern ist (Achtung: lose Blöcke). Dieses und auch das links davon liegende Risssystem ist jedoch oben nicht besonders lohnend weshalb er mit viel Seilzug wieder in das rechte Risssystem hochklettert (Teilabbau der Cams notwendig) wo er dann auch den Stand-Bolt findet. 
Con todo guerrero,  SL1, 6a+, An dieser Stelle ist Ruedi links um den Block geklettert; richtig wäre jedoch  weiter dem Fingerriss rechts entlang zu folgen. Gleich rechts davon verläuft die Route Nanouk (mit Bolts).
Con todo guerrero,  SL1, 6a+, Hans im oberen Teil
SL2, 6a+35m, In einem schönen, langen und athletischen Riss müssen die verschiedensten Rissklettertechniken angewendet werden. Ich empfand es schwerer; mindestens 6b. 
Con todo guerrero,  SL2, 6a+, Körperriss-Stelle; gut geeignet zum platzieren des Cams, aber der Nachsteiger muss auch in den Riss hinein zum Einsammeln.
Con todo guerrero,  SL2, 6a+, Hans in einer längeren Piaz-Stelle. Schön aber anstrengend.
SL3, 6a+35m, Zuerst links weg einfacher ins grosse Risssystem, oben dann wieder rechts an weiteren Rissen hoch. Nicht ganz so schön wie SL2 aber teilweise auch anstrengend und anforderungsreich. Auch diese SL empfand ich hart bewertet.
Con todo guerrero,  Stand SL3. Den Bolt kann man durch einen Cam ergänzen (dies ist bei den meisten der 1-Bolt-Ständen gut möglich).
Con todo guerrero,  SL3, 6a+, zuerst etwas einfacher wird es oben wieder anspruchsvoller. Dort klettert man dann eher rechts haltend  hoch.
Con todo guerrero,  SL3, 6a+, oberer Teil; teilweise wieder Piaz-Risse.
SL4, 5a50m,  rsp. Variante links 6a-6b, ca. 55m Diese SL hat uns sehr viel Zeit gekostet, da Ruedi oben den Stand-Bolt einfach nicht finden konnte und schliesslich in einer linken neuen Variante an den Stand von SL6 der 'Lord of Camalot' geklettert ist, wobei er diesen mit 50m nicht erreichte (wir mussten ein paar Meter gemeinsam klettern). Im mittleren Teil ging er gemäss Topo rechts einfach hoch, hat aber keinen Stand-Bolt gefunden und ist wieder im unangenehmen, etwas brüchigen Gelände zurückgeklettert (und dies mehrmals!). Schlussendlich hat er sich links für eine schwere, neue Variante (ca. 6a bis 6b) entschieden, welche einem Risssystem etwa 10 m rechts der 'Lord of Camalot' folgt (siehe Fotos).
Con todo guerrero,  SL4, 5a, Anfangs noch in der richtigen Route im 5a-Bereich, oben flacht das Gelände ab und ist über längere Stecken alpin/einfacher (3-4) aber auch schwerer zum Absichern.
Con todo guerrero,  SL4, 5a,  mittlerer Teil; gemäss Topo sollte die Route eigentlich rechts vom Spitz oben verlaufen.
Con todo guerrero,  SL4, Variante links, welche Ruedi dann gewählt hat, was wohl eine Erstbegehung ist (?). Die Original-Route ginge hier wohl rechts von der braunen Spitze vorbei (?).
Con todo guerrero,  SL4, neue Variante links von oben betrachtet, den schönen Riss würden wir im Bereich 6a bis 6b bewerten. Rechts unten auf dem Band ist der Stand SL5 von 'Lord of Camalot'.
Con todo guerrero,  SL4, neue Variante vermutlich links der Originalroute im letzten, oberen Teil. Auch hier nochmals schön im Bereich von 6a
SL5, 5c+20m, rsp. Variante links 6b-6c, ca. 40m zum Stand SL7 von 'Lord of Camalot'.
Ruedi versucht nochmals einen Anlauf um wieder in die 
'Con todo guerrero' zu gelangen und klettert rechts der Route 'Lord of Camalot' in den grossen Riss, welcher gemäss Topo durchaus die SL5 sein könnte. Sobald man im Riss ist, merkt man jedoch, dass dies nie 5c+ ist sondern eher im Bereich 6b-6c. Auch anschliessend folgt nochmals ein ähnlich anspruchsvolles Risssystem, wobei nicht klar ist, welches man am besten wählt. Ruedi wählt den schmalen Ausstiegs-Riss links; rechts wäre es einfacher gewesen aber zum Absichern hat es dort dafür kaum Möglichkeiten. Im oberen Teil hat Ruedi dann von Clean-Climbing genug und ist in die mit Bolts bestückte SL6 (6c+) der 'Lord of Camalot' gewechselt, welche auch oben noch im Bereich 6b-6c liegt (Pfeiler, siehe Foto).
Stand SL6 von 'Lord of Camalot'
Vom Stand SL6 von 'Lord of Camalot' die herrliche Aussicht Richtung Zervreilasee. Rechts in der Wand führt die eindrückliche Route Nanouk hoch.
Con todo guerrero,  SL5, Ruedi in der neuen Variante links. Die SL6  (6c+) der 'Lord of Camalot' geht links davon dem eindrücklichen, schmalen Riss hoch (mit den schlechten Normalhaken). 
Con todo guerrero,  SL5, linke Variante, ca. 6b-6c, der untere Rissteil gleich nach dem Stand von SL6  'Lord of Camalot' . Auf den ersten Blick sieht es nicht so schwer aus, was aber täuscht da die Wand rechts voll glatt ist.

Con todo guerrero,  SL5, linke Variante, ca. 6b-6c, der obere Rissteil mit den verschiedenen Risssystemen. Auch diese Risse sind schwierig zu klettern (spreizen, klemmen) und müssen zudem wie die ganze Route selber abgesichert werden.  
''Lord of Camalot' SL6 (6c+) oberer Teil (mit Bolts). Dieser relativ einfach aussehende Pfeiler ist sehr dificil mit vielen unangenehmen Flechten und man findet die richtigen Griffe nicht sofort (ich jedenfalls nicht).
'Lord of Camalot', SL7, 6a+20m, Zuerst klettert man hinunter um dann an das linke Risssystem und den 1.Bolt in der Wand zu queren. Anschliessend den Riss hoch bei dem der Ausstieg nochmals etwas tricky ist. Oben muss man dann rechts halten damit beim grossen braunen Block rechts der Stand erreicht wird.
''Lord of Camalot' SL7, 6a+,  Die Crux ist am Anfang die Querung nach links und der Riss-Ausstieg. 
'Lord of Camalot', SL8, 6a, (20m), Zuerst klettert man etwas ausgesetzt rechts hinunter und dann rechts die Platte hoch um links dann wieder am Riss hochzukommen. Nach dem Ausstieg wird's dann einfacher und man kann gleich bis auf den breiten Gipfelbereich weiterklettern (Stand an grossen Felsbrocken mit Cams gemacht). Im Topo hat es noch einen Stand dazwischen mit einer SL 5a/20m aber diesen Stand haben wir nicht gesehen.
''Lord of Camalot' SL8, 6a, Ruedi freut sich, dass der Gipfel bald erreicht ist. Well done und Gratulation! 
Um 15:20, nach beinahe 6 Stunden anspruchsvoller und teilweise anstrengender Kletterei sind wir beide am Ausstieg angekommen. Die relativ lange Kletterzeit ist hauptsächlich die Folge vom Suchen der Route im oberen Teil, aber auch durch das selber setzten aller moblien Sicherungspunkte bedingt.
Dort sind wir dann in einfacherem, blockigem Gelände zum grossen Steinmann auf den nördlichen Gipfel (ca. 2800 m) gestiegen, wo wir gemütlich was Kleines gegessen und die schöne Aussicht genossen haben. Mit 5 problemlosen 
Abseilmanövern über die Fahnenroute (Nanouk) erreichen wir in gut 1/2 Stunde wieder den Einstieg.


Zervreilahorn nördlicher Gipfel mit Zervreilasee, Steinmannli und dem Autor.
Zervreilahorn, oberste Abseilstelle Fahnenroute
Nun wanderten wir gemütlich mit einem Verpflegungshalt an der Sonne zum Bike-Depot-Platz zurück, von wo es nochmals mit dem Bike ca. 130 Hm zum Parkplatz hochgeht, den wir um ca. 18:30 nach total ca. 11:30 Stunden erreichen. Wieder einmal ein sehr schöner, erlebnisreicher Tag in den Bündner Bergen; vielen Dank, Ruedi für die Idee und die Ausführung/Lead

Nachtrag 15.8.2014: Das Topo vom neuen SAC-Führer ist im oberen Teil ziemlich sicher falsch. In der nachträglichen Begehung der Braveheart haben wir oben einen "Con todo guerrero"-Stand-Bolt links der "Lord of Camalots" gesehen; gemäss dem Topo müsste die "Con todo guerrero" immer rechts der "Lord of Camalots" verlaufen. In der 5. SL kreuzt unseres Erachtens die "Con todo guerrero" die "Lord of Camalots". Die Verschneidung ist wahrscheinlich gemeinsam. Die 6. SL der "Con todo guerrero" verläuft weitgehend 2-3 m rechts der "Braveheart". Zudem ist die "Lord of Camalots" zu kurz gezeichnet: 
     - Der 5. Stand von "Con todo guerrero" und "Lord of Camalots" liegen z.B. gleich hoch. 
     - Die "Lord of Camalots" geht auch ganz auf den Gipfelgrat. Die letzte SL ist rechts der markanten gelben Platte.
Das sieht dann in etwa so aus:
Die 'Con todo guerrero' ist rot gezeichnet (Foto-Topo von Michael's Website); die 'Lord of Camalot' verläuft im oberen Teil rechts davon (und nicht links) 
Ruedi hat Thomas Wälti, Michael Illien und Lukas Dürr informiert. Michael denkt, dass unsere Einschätzung vermutlich stimmt; von Lukas haben wir noch keine Antwort erhalten.

Facts:
Zervreilahorn,  Südostwand
Con todo guerrero, 8 SL, 6c, Lukas Dürr / Martin Ruggli, 2005, Alles Clean, Stände jeweils ein Bohrhaken.

Material: Klemmkeile und 2 Sätze Friends
Persönliche Einschätzung der ersten 3 Seillängen: Die Bewertungen empfand ich auf der harten Seite. Die Route kann gut mit mobilen Sicherungsmitteln abgesichert werden (XXX) wobei hierzu viel Erfahrung notwendig ist.
Schönheit: unterschiedlich; 2-4*
In SL4 und SL5 ist Ruedi wohl teilweise neue Linien in anspruchsvollen Rissen (6a-6c) geklettert.
Lord of Camalot, 8 SL, 7a+, Simon Oswald / Sandro Meier 2007XXX. Wir sind nur die letzten 2 1/2 SL geklettert, welche weniger spannend als die unteren SL sind.

Topo
- SAC Kletterführer Graubünden (2013) ; Achtung: das Topo stimmt für diese Route im oberen Teil nicht.
- Foto-Topo auf adventure-laentaclimb von Con todo guerrero Die Route ist nicht enthalten im Kletterführer Valsertal 2004 von Michael Illien (da sie später entstand).
Infos und News: adventure laentaclimb , aktuell (Mitte 2014) scheint die Website nur bis ca. 2011 upgedatet zu sein.

Fazit
Eigentlich sind wir nur die ersten 3 1/2 Seillängen der 'Con todo guerrero' geklettert; die folgenden 2 SL waren dann wohl teilweise neue Linien zwischen der 'Con todo guerrero' und der  'Lord of Camalot' und die letzten 2 1/2 SL sind wir die  'Lord of Camalot' geklettert. Wir wissen nicht sicher, wo genau die 'Con todo guerrero' im oberen Teil durchführt... (siehe oben)
Sachdienliche Hinweise nehmen wir gerne entgegen!
Ruedi's Fazit für den unteren Teil der 
'Con todo guerrero'  ist jedenfalls klar auf der negativen Seite; es sei die unlohnendste Route gewesen, welche er in diesem Sektor bisher geklettert ist.
Ich finde die Route bezüglich den Anforderungen an die Rissklettertechnik, die Routenfindung (!) und den Umgang mit mobilen Sicherungsgeräten sehr anspruchsvoll und war froh, dass Ruedi den Vorstieg gemacht hat. Aber so war es für mich doch eine sehr schöne und spannende Tour mit einem eindrücklichen Ambiente.