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Sonntag, 15. November 2015

Geissstock - Mauerläufer (7b)

Tour Datum: 1.11.2015
Der Geissstock (1613 m) liegt südlich der bekannten Grossen Mythen in Schwyz. In seiner steilen Südost-Wand verlaufen mehrere Mehrseillängen-Routen, wovon der Mauerläufer die anspruchsvollste ist. Die Wand ist optimal für eine Herbsttour gelegen; nicht zu hoch und doch meist über dem Nebelmeer. 
Der schnellste Zustieg ist von der Holzegg her, wo man mit der Seilbahn aber erst ab 9 Uhr hochkommt sodass wir uns entschieden, von Mythenbad (nur mit PW erreichbar) in ca. 1 h hochzuwandern. Der Zustieg via Alp Hasli ist auf gipfelbuch.ch gut beschrieben; im SAC-Kletterführer aber fehlerhaft.
Geissstock Südostwand, die Route Mauerläufer verläuft im rechten Wandteil, links vom Pfeiler.
Beim Zu- und vor allem beim Abstieg (ca. T4) muss man wegen den rutschigen Laubblätter (im Herbst) sehr vorsichtig gehen da teilweise Absturzgelände ist.
Zustieg: hier quert man hinüber unter die Wand.
Auf dem Weg unten beim Baum haben wir unser Rucksackdepot gemacht und sind um 9:10 gestartet.

L1, 5a, 20 m, Zustiegsseillänge; zuerst einfacheres Grasgelände, dann kann ein kleiner Cam (0.3) gelegt werden und auf Platten mit 2 Bolts zum Stand, welcher ca. 3 m unterhalb des Strauches ist.
Blick zurück in die L1; noch nicht grad berauschend hier...
L2, 6b, Achtung 52 m!, Zuerst schöne Verschneidungskletterei mit einer kniffligen, feingriffigen Einzelstelle. Gegen Schluss der Seillänge dann besser links an den Riss klettern, gerade hoch dem feinen Riss nach ist vor dem Bolt wesentlich schwerer. Oben etwas grasig.
Im neuen SAC-Kletterführer mit 7a drin (Fehler oder bewusst?), stimmt die Bewertung 6b im vorgängigen Führer wohl eher; ich persönlich würde aber schon 6b+ geben. Zudem sind die Boltabstände relativ gross.
Ruedi in der Verschneidung von L2, 6b
L3, 6b+, 30m, teilweise ziemlich grasig, die Crux nach ca. 10-15 m wo man ca. 2-3 m oberhalb dem Bolt steht und links in die glatte Platte antreten muss. Ich musste 2x ansetzten und wollte schon beinahe umkehren da ich mich nicht getraute (nicht optimales Sturzgelände). Im Vorstieg war das für mich die schwerste obligatorische Stelle der Route.
Die teilweise etwas grasige L3; ist aber noch ok.
L4, 7b, 40m, Anspruchsvolle und anhaltende, schöne Seillänge. Die Querung nach rechts ohne Bolt bereits ca. 6b, vor dem Aufschwung legt Ruedi einen kleinen Cam (0.3). Die nächsten 3 Bolts sind sehr sloprig-schwer und wir müssen unsere Onsight-Ambitionen aufgeben und machen meist A0/A1 (was uns nicht weiter erstaunte). Oben dann nochmals eine sehr schwere Stelle, wo wir auch A0 machen mussten, vrmtl die Crux. Aufgrund der Schwierigkeiten hatten wir sehr lange für diese Länge (ca. 1 1/4 h). Ob das nun 7b, 7b+ oder mehr ist können wir nicht beurteilen, da wir sie nicht frei klettern konnten.
L4, ab hier beginnt die erste sehr schwere Passage und ab hier ist der Fels bis zum Ende der Route meist sehr schön und kompakt (ohne Gras).
Dieselbe Seilänge 4 im oberen Teil.
Blick vom Stand 5 Richtung Schwyz und Adlerspitz an dem auch ein Team am klettern war.
L5, 7a, 25m,  Anfangs noch ein einfacher Quergang nach rechts wird es schlagartig griffarm und schwer; hier auf Seilzug achten, d.h. eine lange Exe verwenden (geht aber gut da die Länge relativ kurz ist). In super und relativ kleingriffiger, technischer Kletterei über eine Steilplatte mit scharfen Tropflöchern hoch zum Stand. Mir gelang diese SL beinahe OS, hab aber die falsche Linie gewählt, Ruedi flashed sie. Diese Seillänge ist sehr gut gesichert; die L2 und L3 waren einiges anspruchsvoller (weiter) gesichert.
Der Autor nach dem Quergang in L5, 7a
Diesselbe Seillänge L5 bereits nach dem Quergang in super Fels.
L6, 6c, 20m,  Anfangs athletisch an recht guten Griffen flacht es ab wobei die Griffe beim Ausstieg (Crux) dafür auch schlechter werden. Oben dann etwas einfacher. 
Ruedi im athletischen Anfangsteil von L6
L7, 7a+, 35m, Zuerst rechts hoch noch etwas einfacher wird der Fels dann zunehmend steiler und bald schon kommt die relativ kurze und kräftige Cruxpassage an kleinen Griffen oder einem weiten Zug, wenn man gross genug ist. Anschliessend etwas einfacher im 6b/c-Bereich gilt es dann eine relativ breite und zugänglich aussehende Rampe nach links zu klettern, welche sich aber doch als schwerer entpuppt als sie scheint (6b/c). 
Hier sollte auch der Nachsteiger vor allem Anfangs die Schwierigkeiten beherrschen um einen grösseren Pendelsturz zu vermeiden. 
Der Stand war dann mit alten Bandschlingen in einem ungünstig stumpfen Winkel mit einem Maillon Rapide in der Mitte verbunden sodass ich nicht wagte, an diesem Stand zu machen.
Da die kleinen Standboltlaschen keinen Platz mehr für einen normalen Karabiner boten, hab ich zuerst mal einen kleinen Cam als Sicherung gelegt. Es gelang mir dann doch einen speziellen Karabiner in eine Boltlasche zu würgen. Diese Bandschlinge haben wir dann mit dem Messer rausgeschnitten, sodass die Bolts frei sind und man nun wieder normal Stand machen kann. Ansonsten eine sehr schöne und spannende Seillänge!
Die Abschlussrampe von L7 im oberen Teil, welche einfacher aussieht als sie ist.
L8, 6c, 30m, Langsam schon etwas müde, muss man nun nochmals kräftig an Unterschuppen zu einer breiten Verschneidung klettern, welche sich als ziemlich griffarm und tricky entpuppt (Crux). Oben dann etwas einfacher und auch hier sehr schöne Kletterei in kompaktem Fels.


L8, 6c nach der Untergriffpassage 

L9, 6b, 30m, Ein schöner, ausgesetzter aber nicht so schwerer Quergang nach links kann mit einer Bandschlinge über eine Zacke und einem Bolt gesichert werden.
Anschliessend in kompaktem Fels hoch muss weiter oben auf lose Felsbrocken geachtet werden, welche aber gut gemieden werden können. Der graue Fels ist aber bestens und sehr schön zu klettern, die Boltabstände hier wieder etwas weiter.
Die letzten 5 Meter vor dem Ausstieg sind dann jedoch etwas heikel bzgl. der Felsqualität und es empfiehlt sich, sehr vorsichtig zu klettern. Ich bin links hoch geklettert und prompt ist mir ein Tritt ausgebrochen, zum Glück ohne Sturzfolge da das Gelände hier doch einfacher ist. Vielleicht ist es beim letzten Bolt direkt gerade hoch besser. 
Anyway, wenn man mal ausgestiegen ist muss man noch im Gras/Föhrengelände einige Meter weiter zu den grossen Bäumen kraxeln und an einem Baum Stand machen. 


L9, 6b nach dem Quergang in schöner Kletterei; immer über dem Nebelmeer!
Um 15:30  sind wir oben nach 6:20 h anforderungsreicher und anstrengender aber schöner Kletterei.
Ausstieg, Nebelmeer-Impressionen.

Die Abseilstelle liegt ca. 10 m tiefer links unten wo wir die schöne Aussicht noch etwas geniessen bevor wir über den Mauerläufer, vielfach überhängend, abseilen (Anpendeln oder Exen reinhängen). Es kann auch zu Fuss über den Schafweg abgestiegen werden, was vor allem dann empfehlenswert ist, wenn andere Kletterer in der Route sind (Steinschlaggefahr).
Erster Abseilstand des Mauerläufers auf dem Geissstock
Beim Abseilen haben wir noch ein paar Abseilstände ausgebessert und altes Material rausgeschnitten.
Es könnte aber noch mehr nachgebessert werden; insbesondere der Sanduhrstand von L3 würde langlebigeres Material und evtl. einen Zusatzbolt vertragen. 
Sanduhrstand von L3 und Abseilstelle
Facts:
Grosser Mythen, Geissstock, 1613 m.ü.M.
Mauerläufer, 9 SL, 7b+, 6b+ bis 6c obl., 270 m, T.Betschart und X.Büeler 1991, xxx und bei >6c xxxx, Durchschnitt ***; von ** (unten) bis **** (oben).
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Camalots 0.3 - 0.5
Die Bewertung fanden wir in etwa ok.

Topo
SAC-Kletterführer Zentralschweizer Voralpen Nordost (2014)

Fazit:
Der Mauerläufer ist eine vor allem nach den ersten 3 Seillängen sehr lohnende, schöne und abwechslungsreiche Route in meist kompaktem Fels. Bis dort soll man sich nicht durch die Graspassagen und teilweise weiten Boltabstände abschrecken lassen. Die Kletterstellen über 6c sind sehr gut abgesichert aber bis 6b/c sind auch etwas weitere Boltabstände zu meistern.