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Mittwoch, 28. November 2012

Eiger, Genfer Pfeiler - Deep Blue Sea (7b+)

Tour Datum: 18.8.2012

Eigentlich wollten wir an die Wenden aber unerwartet kam ich zu einem sehr speziellen Kletter-Erlebnis am Genfer Pfeiler.

Vorneweg: Die Route war für mich auch im Nachstieg leider zu schwer...
Marcel hat bereits einen super Bericht über diese Tour geschrieben: Deep-blue-sea 
Ich möchte hier als Ergänzung noch einige persönlichen Eindrücke festhalten.

Das Biwak auf dem Rotstock war mit dem Sonnenuntergang fantastisch; wir haben Fotos geknippst wie die asiatischen Touristen auf dem Jungfraujoch!

Da ich mit Marcel vor einem Jahr schon einmal am Genfer Pfeiler die Route Freakonomics klettern konnte, welche nur ca. 50 m rechts von der Deep Blue Sea verläuft, wusste ich in etwa was mich erwarten wird (dachte ich zumindest...); 7b+ ist ja eigentlich nicht so viel schwerer wie 7a+. Ausserdem war klar, das mit Dani ein sehr guter Kletterer den Lead übernehmen würde. Ich konnte also beruhigt schlafen.

Der Zustieg und das Abseilen am anderen Tag verliefen dann problemlos.

SL 1 bis SL 3 konnte ich frei ohne Hänger klettern, wobei ich bei der SL3 (7a) doch schon ziemlich kämpfen musste.
SL 2 6b+ ist im Gegensatz zur 1.SL schon im überhängenden Gelände
In SL 2 gehts noch gut und zwischendurch hats auch noch einige grosse Griffe
SL3, 7a ist schon einiges feingriffiger, aber die kann ich noch punkten. Super schöner Fels!
Erwartungsgemäss konnte ich die 7b+ von SL 4 nicht frei klettern.
Ich musste jedoch auch anschliessend im Gelände mit 7a und darüber viel mit Express-/Seil-Hilfe hochangeln. Das Problem war auch, dass durch die Seildehnung der langen Seillängen ein Sturz einem ca. 3 m zurückwarf und man zuerst mühsam wieder hochklettern musste. Sich am Seil nachziehen war wegen dem überhängenden Gelände und den schlechten Tritten sehr anstrengend und kaum möglich. Deshalb habe ich insgesamt 3 Mal eine längere Strecke hochgeprusikt; wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Ropeman mitgenommen!

SL4, 7b+, Marcel am figten, unten ein erster Hänger von Hans 
SL5, 7a+ auch hier ein Hänger zum erholen. Und das im T-Shirt in der Nordwand.
Nach 3 von den 6 schweren Seillängen hatte ich krämpfe in den Fingern, was ich meinen Kollegen auch gesagt habe. Ich wollte keinesfalls meine Kollegen an der weiteren Begehung behindern. Abseilen aufs Ausstiegsband wäre zwar möglich gewesen aber den Quergang zur Westflanke, welcher gemäss Topo mit 3 Bolts gesichert ist, hätte ich irgendwie doch klettern müssen (Schwierigkeit unbekannt; ob das funktioniert hätte?).
Ich entschloss mich dann doch weiterzuklettern mit dem Ziel irgendwie hochzukommen.
Da ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr bis zum Anschlag kletterte und alles was 7a und drüber war schon gar nicht versuchte frei zu klettern, ging es dann doch wieder recht gut.
Insgesamt wären meine Kollegen ohne mich wohl mind. 1/2 Stunde schneller gewesen. Trotzdem haben sie nicht die Geduld verloren oder mich gehetzt (ok, sie waren auch froh um die Erholungspausen, aber dennoch)
SL6, 7a+ Und wieder ein Hänger. Unten, am oberen Bildrand, der Eigertrail
SL 8, 7b+ ungewohntes Bild vom Vorsteiger Dani auf den Stand. Rechts die Crux; ich habs direkt dem Riss nach versucht, was ich aber auch nicht klettern konnte; so einfach ist der Riss oben nicht und zudem splitterig. 
SL 8, 7b+, im einfachen Ausstiegsteil; uff, geschafft!
Vom Stand der SL 9 Blick auf die Jungrau; einfach fantastisch die Aussichten und das Wetter!
Facts: siehe Facts von Deep-blue-sea

Mein Fazit: 
  • Im Vergleich zur Freakonomics ist die 'Deep Blue Sea' sehr hart bewertet, respektive Freakonomics ist zu soft bewertet (zumindest die 7a+-SL). In der Freakonomics konnte ich alles frei klettern, bis auf die 1.SL sogar sauber.
  • In den meisten Mehrseillängen-Touren, welche ich sonst unternehme, steige ich das Meiste oder dann die Hälfte vor; in dieser Tour ist es mir das erste Mal passiert, dass ich über längere Abschnitte auch im Nachstieg voll überfordert war... auch mal ein lehrreiches Erlebnis.
  • Der Fels ist wirklich fantastisch aber mein Kletterniveau war schlichtweg zu tief um es durchgängig geniessen zu können.
  • Super fand ich von Marcel, dass er in seiner Tourenbeschreibung meine schwache Kletter-Performance nicht erwähnte und auch keine entsprechenden Bilder publizierte ;-) (was ich hier nachhole...)
  • Trotz allem war es natürlich ein sehr spezielles Erlebnis, das ich nicht missen möchte.
    Vielen Dank an Marcel und Dani!
  • Kleider: ich hatte dieselbe relativ schwere Softshell (nebst einem leichten Fleece-Pullover) dabei wie vor einem Jahr in der Freakonomics, was aber heute zu warm war. Eine dünnere Jacke hätte gut gereicht.
  • Die Route ist sicher aufgrund der grossen Bolt-Abstände sehr anspruchsvoll für den Vorsteiger. Die Seillängen sind zudem für die hohe Schwierigkeit meist sehr lang (30 - 50 m) was viel Ausdauer erfordert. Eine 7a (besser 7b) sollte man OnSight mindestens sicher drauf haben. Ich war auf jeden Fall sehr beeindruckt von Dani's (und Marcel's) Kletterleistung!
  • Und ich kann auch Dean Potters Angst/Respekt vor der Route bei seiner Free-Solo-Begehung mit Basejump-Ausrüstung gut nachvollziehen welche in diesem Youtube-Video anschaulich geschildert ist (nach ca. 3 Min.).


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